Jedes Jahr nehme ich mir die Zeit, die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten im Fernsehen zu verfolgen. Es ist für mich ein feierliches Ereignis, das in der besinnlichen und festlichen Zeit des Jahres Menschen erreicht und inspiriert.
Wenn ich auch nicht alles behalten habe, so ist es doch ein Kernsatz von Frank-Walter Steinmeier, der mir noch immer im Gedächtnis geblieben ist: „Wir leben von dem, was wir geschenkt bekommen.“
Ein berührendes Gespräch
In diesem Zusammenhang fiel mir ein Gespräch mit meiner Nichte ein, das ich vor Kurzem hatte.
Seit diesem Jahr lebt sie mit einem Stoma, das aufgrund einer schweren Erkrankung notwendig wurde. Als sie mir erzählte, dass eine Rückverlegung bevorsteht, war ich zunächst erleichtert.
Doch ihre anschließenden Worte berührten mich noch mehr:
„Wenn es mit der Rückverlegung in naher Zukunft nicht klappt, wäre das für mich auch in Ordnung. Das Leben hat mir diese große Herausforderung auferlegt, die meinen Lebensmut auf die Probe stellt. Aber ich betrachte es als Geschenk, ohne Schmerzen zu sein und wieder Spaß am Leben zu haben. Ich bin dankbar, dass ich meine Freude und Lebenskraft zurückgewinnen konnte.“
Ich möchte allen Menschen Mut machen, die in einer ähnlichen Lage sind: Manchmal tauschen wir unfreiwillig das eine gegen das andere ein. Und doch ist das Stoma ein Geschenk, dass ein Leben ohne Schmerzen ermöglicht. Das Leben hat so viel Schönes zu bieten.
Ich war tief beeindruckt von ihrer Stärke und ihrem Optimismus.
Das Geschenk
„Wir leben von dem, was wir geschenkt bekommen.“ Dieser Satz verbindet sich in meiner Erinnerung mit Dankbarkeit, wenn ich an das Gespräch mit meiner Nichte zurückdenke.
Für meine Nichte ist es ein Geschenk, trotz der Herausforderungen, Schmerzfreiheit und Lebensfreude erfahren zu dürfen.
Ihre Haltung, ihre Dankbarkeit, ihre innere Stärke und ihr unerschütterlicher Lebenswille sind bewundernswert. Sie zeigt mir, dass es nicht die äußeren Umstände sind, die unser Glück bestimmen, sondern die Fähigkeit, differenziert auf unser Leben mit Dankbarkeit zu blicken.
Mir wurde erneut bewusst, wie vielfältig die Geschenke in unserem Leben sein können. Sie können materieller oder immaterieller Natur sein.
Die kostbarsten Dinge im Leben werden uns geschenkt; sie können weder erarbeitet noch gekauft werden. Diese Geschenke erhalten wir von anderen Menschen oder vom Leben selbst, und sie sind der Antrieb für unser Wohlbefinden und Glück. Dankbarkeit ist dabei das größte Geschenk.“
Autorin: Andrea Siegert
Bildnachweis: Pixabay, https://pixabay.com/de/photos/hand-geschenk-blume-freude-liebe-3978193/ Stand 10.1.2025