Als ich von einer Dienstreise mit dem Zug nach Hause fuhr, fragte mich ein Mann, ob ich seinen Kollegen zum nächsten Bahnhof mitnehmen könne. Er spräche weder Deutsch noch Englisch, noch sei er ortskundig. Ja, natürlich, war meine Antwort.
So hatte ich einen Reisebegleiter, mit dem ich mich nicht unterhalten konnte. Ein Blick in seine Augen zeigte mir seine Unsicherheit, aber auch sein Vertrauen, in dieser Situation nicht allein zu sein.
Als wir später in einen Bus umsteigen, fand ich einen Platz neben einer jungen Frau, mit der ich ins Gespräch kam. Ich erzählte ihr von meinem Auftrag und von dem Mann, dessen Sprache ich nicht verstand. Vielleicht spricht er Arabisch, ich kann die Sprache sprechen, sagte die Frau. Jetzt nahm ich zur Kenntnis, dass sie einen Hidschab trug. Was für ein Glück, dachte ich. Sie sprach den Mann auf Arabisch an und erklärte ihm den Verlauf der Fahrt. Er verstand und sah sehr dankbar aus, in seiner Sprache angesprochen zu werden.
Als wir endlich unser Ziel erreichten, stiegen wir drei gemeinsam aus. Wir sahen uns lächelnd an, jeder in seinem Gefühl, verstanden worden zu sein und verabschiedeten uns.
Sprache verbindet
Es ist nicht nur das gesprochene Wort, das uns hilft zu verstehen, sondern auch Achtsamkeit und Wertschätzung können auf nonverbaler Ebene Orientierung und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Wir erlernen eine Sprache, um zu verstehen. Doch welche Sprache spricht der Himmel?
Die Sprache des Himmels ist für mich alles, was Eigenschaften beschreibt, die zu einem wertvollen Handeln werden. Wenn ich so handele, wie der Meister der Liebe gewirkt hat, ist das die Sprache des Himmels. Diese Sprache berührt und verbindet Menschen mit der höchsten Kraft des Universums. Das Handeln geschieht im Sinne dieser Kraft.
Die Sprache der Achtsamkeit
Mit der Sprache der Achtsamkeit gebe ich den Menschen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Ich sehe Menschen, die allgemein übersehen und geringgeschätzt werden. Es ist auch die Achtsamkeit mir selbst gegenüber. Ich erlebe den Moment mit offenem Herzen, denn meine Freude braucht keine äußeren Bedingungen. Und ich verstehe: Ein Moment der Achtsamkeit schenkt mir die Verbindung zu meinen inneren Ressourcen.
Die Sprache der Dankbarkeit
Die Dankbarkeit ist die Sprache des Herzens, mit der ich mit dem Himmel in Kontakt trete. Sie ist meine Wertschätzung für alles, was mir das Leben schenkt. Ich bin dankbar für die Menschen, die mich begleiten und die Erfahrungen, die ich machen darf. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich die hellen Seiten meines Lebens sehe. Aber auch, wenn ich aus einer verzweifelten Lage glücklich heraustrete. So kann ich sprechen: Als ich zu Boden ging und beim Aufstehen merkte, dass ich nicht zerbrochen war, sah ich zum Himmel und dankte.
Die Sprache des Mutes
Ich kann durch meinen Mut sprechen. Ich scheute mich oft, Dinge beim Namen zu nennen, in Sorge andere zu verletzen. Den Mut zu haben, für sich selbst und für andere einzustehen, das ist oft ein innerer Kampf. Lange befolgte ich nicht den Rat meiner engsten Vertrauten, mutig die Worte auszusprechen, die der Schlüssel für eine Wendung sein könnten. Als ich dieses endlich tat, war es eine Befreiung: Die Worte, die ich nicht sprechen konnte, sprach ich endlich aus und sie befreiten mich.
Die Sprache der Liebe
Die größte Kraft in meinem Leben ist die Liebe. Ohne sie gäbe es kein Vertrauen, keinen Frieden und Heilung. Ich wäre eine arme Seele, hätte ich die Liebe nicht. Wenn ich in der Lage bin, mich selbst im anderen zu entdecken, dann liebe ich wahrhaftig meine Mitmenschen und mich selbst. Ich wertschätze den anderen in seiner Persönlichkeit und erkenne seine Not, wenn er Hilfe braucht. Die Sprache der Liebe lehrt mich: Als ich in die Augen meiner Schwestern und Brüder schaute, sah ich mich selbst.
Und wenn du magst, schließe deine Augen und frage dich, welche Sprache spricht der Himmel für dich?
