Wenn du magst, bereite dir eine Tasse Tee oder einen Kaffee zu und komm dann zu diesem Text zurück. Lass uns ein Weilchen gemeinsam verbringen. Ich möchte dir für die Dauer deiner Tasse Kaffee oder Tee einen Impulstext schenken.
Wenn ich Tee trinke, beruhigt das ganz oft mein Gedankenkino, das fortlaufend Filme abspielt, in denen es darum geht, was ich noch alles zu tun habe, was eventuell alles passieren könnte oder ob ich gut genug für etwas bin. Ich bin mir sicher, dass du solche Filme auch kennst und dass du beim Stichwort „Gedankenkino“ auch das ein oder andere Szenario vor Augen hast.
Gedanken wie: „Gehöre ich zu den anderen dazu? Mögen sie mich? Warum hat mich mein Kollege so schief angeschaut? Weshalb hat meine Nachbarin mir gegenüber einen schnippischen Unterton angestimmt? Hatte das etwas zu bedeuten?“
Das lebenslange Ticket in unserem Gedankenkino
Unsere Gedanken stehen niemals still. Wir haben mit unserer Geburt ein lebenslanges Ticket in unserem eigenen Kino gebucht. Anfangs sind wir noch nicht so oft in diesem inneren Kino zu Gast. Wir schauen uns zunächst in unserem Leben um, lernen von unseren Eltern, wie wir die ersten Schritte im Leben gehen und mit der Zeit beginnen wir, hier und da unser Gedankenkino aufzusuchen. Niemand weiß, wann wir zum ersten Mal unsere inneren Filme über die Erlebnisse unseres Lebens angeschaut haben, aufgrund dessen wir uns dann gut oder schlecht, ängstlich oder fröhlich gefühlt haben. Irgendwann haben wir dann schon eine Vielzahl an inneren Filmen gesehen und wir bemerken vielleicht gar nicht, dass die Filme, die wir anschauen, zunehmend negative Inhalte haben. Diese Filme zeigen uns unsere Ängste auf, bringen uns tiefer in unseren Selbstzweifel, der anfangs vielleicht nur hier und da einmal vorhanden war und der mit einem intensiveren Gedankenkino zu wachsen beginnt.
Etwas Entscheidendes wurde uns nicht beigebracht!
Als wir gelernt haben, wie man die ersten Schritte im Leben geht, da wurde vergessen, uns eine Sache beizubringen: Uns wurde nicht gesagt, dass die Filme, die wir in unserem inneren Kino gezeigt bekommen, nicht der Realität entsprechen müssen. Uns wurde nicht erklärt, wie man den Wahrheitsgehalt der Szenarien, die wir uns selbst zeigen, hinterfragen kann.
Stell dir vor, wir alle hätten von Anfang an gelernt, unsere Befürchtungen, Sorgen und Ängste auf die Wahrheit zu überprüfen, mit einem ganz einfachen Satz: „Ist das eigentlich wirklich wahr, was ich da sehe? Kann ich zu 100 % davon ausgehen, dass mir mein Gedankenkino die absolute Wahrheit zeigt?“
Warum ein „Nein“ ein großes Potenzial in sich trägt!
In den meisten Fällen lautet die Antwort darauf: „Nein“. Und dieses Nein birgt ein großes Potenzial in sich. Es sagt uns, dass unser Film zwar von uns gesehen wurde, aber dass die Realität eventuell ganz anders aussieht. Vielleicht war der Unterton in der Stimme meiner Nachbarin nicht schnippisch, vielleicht geht es ihr einfach nur gerade nicht gut? Und mein Kollege hat mich auch gar nicht schief angeschaut, er hat sich gedanklich auf ein Meeting vorbereitet, dass für ihn sehr wichtig ist.
Die Frage ist, ob wir es uns im roten bequemen Kinosessel so gemütlich machen, dass wir vielleicht ein wenig zu lange darin verharren und uns den Film möglicherweise sogar mehrfach anschauen. Wieder und immer wieder. Es ist doch klar, dass das unsere Emotionen triggert. Wenn du dich bereits einsam fühlst und dein Kino dir zusätzlich einen Film über diese Einsamkeit zeigt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn du dich danach noch schlechter fühlst.
Wenn Einsamkeit dein Thema ist, könntest du dich fragen, ob du tatsächlich einsam bist? Stimmt das zu 100 %? Und wenn du wirklich einsam bist, was könntest du jetzt dagegen tun?
Und was, wenn du einfach mal wieder rausgehst?
Du könntest vom Kinosessel aufstehen, rausgehen, an die frische Luft und schauen, ob du vielleicht zu viel Zeit im Kino verbracht hast. Und du könntest prüfen, wie es mit deiner Einsamkeit in der Realität tatsächlich aussieht. Wie wäre es, wenn du anderen Menschen um dich herum deine Aufmerksamkeit schenkst? Wenn du für sie da bist und ihnen zuhörst? Das hat gleich zwei Resultate: Du bist nicht mehr einsam und dein Gegenüber fühlt sich gesehen und wertgeschätzt.
Alles, was du im Leben zu geben hast, kommt auf anderen Wegen zu dir zurück. Deine Wertschätzung und deine Präsenz für jemand anderen füllen deinen Speicher wieder auf. Und plötzlich fühlst du dich zufriedener und glücklicher. Ganz ohne ständig in dein inneres Kino zu rennen.
Ins Kino zu gehen, kann ganz schön sein. Aber wenn du zu lange von der Bildfläche deines Lebens verschwindest und die Zeit mit Grübeleien verbringst, dann verpasst du die ganze Schönheit da draußen. Und du siehst mit der Zeit dein Leben nicht so bunt, wie es eigentlich ist. Du siehst es durch die Brille des Selbstzweifels, der Sorge und der Angst.
Die Bewertung deiner Realität
Letztlich leidest du in den meisten Fällen nicht unter deiner Realität, du leidest unter den Gedanken, mit denen du deine Realität bewertest. Aus deinen Gedanken entstehen deine Bewertungen und aus deinen Bewertungen resultieren deine Gefühle. Du siehst dir einen Film über deine Ängste und Sorgen an und kommst natürlich so und das ist an dieser Stelle keine Überraschung, tiefer in deine Ängste und Sorgen hinein.
Negative Gedanken sorgen für negative Gefühle und positive Gedanken ….. Na, du weißt schon.
Nun will ich zum Ende kommen, denn vielleicht hast du nur noch ein paar Schlucke deines Getränks in deiner Tasse und deine Zeit ist kostbar. Ich möchte dir am Ende dieses Textes gerne sagen, dass Du niemals deine Gedanken BIST. Deine Gedanken, das sind Filme, die in dir ablaufen und die so wie die Filme „Mission Impossible“ oder „Der Herr der Ringe“ nicht der Realität entsprechen. Jeder Zuschauer, der diese Filme sieht, sieht sie etwas anders. Und so nehmen auch die Menschen um dich herum die Lebenssituationen, die ihr miteinander teilt, unterschiedlich war.
Da wo sich der eine im Straßenverkehr über jemanden aufregt, fällt es dem anderen gar nicht auf, dass vor ihm jemand fährt, der die Langsamkeit zum Tagesmotto erklärt hat.
Was, wenn es eigentlich ganz anders ist?
Also: Wie bewertest du deine Realität? Und was, wenn deine Gedanken einfach nur ein Film sind, der gar nicht 100 % wahr ist? Dann könntest du dich doch wieder ein Stück mehr entspannen, denn dann hast du plötzlich eine Nachbarin, die dich weiterhin schätzt, einen Kollegen, der nach seinem erfolgreichen Meeting zu dir kommt und die nächste Tasse Tee oder Kaffee mit dir trinkt, weil ihr euch gut versteht. Und ganz wichtig: Du hast plötzlich ein Gefühl der Gelassenheit. Denn du weißt, dass du das Dauerticket im Kino nicht ständig nutzen musst. Du kannst vom Sessel aufstehen und dieser Welt das schenken, was du zu geben hast: Deine Einzigartigkeit, deine Talente und Fähigkeiten.
Denn: Du wirst hier gebraucht. Hier, auf der Bühne des Lebens. Da wo du präsent sein kannst, wo du gesehen und wertgeschätzt wirst, wenn du es nur siehst und dich dafür öffnest. Ich wünsche es dir (und mir) von Herzen.
Bildnachweis: Bild von Freepik




