Lass uns Pädagogen sein!

Autor: Franziska Kövener

Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Wir hören es immer wieder, dass die extrem schnell voranschreitende technologische Entwicklung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Natur- und Umweltgeschehen uns heutzutage als Gesellschaft, aber auch als Individuum extrem herausfordern und noch länger herausfordern werden. Werden wir Menschen das schaffen?

In Gesprächen über diese Frage höre ich oft sehr pessimistische Ansichten oder ein Machtlosigkeitsgefühl heraus.

„Es ist alles schon zu spät.“

„Die Menschen kapieren es nie.“

„Was können wir schon ausrichten?“

„Die Jugend heutzutage kann sowieso nix mehr.“

„Wir haben den Zeitpunkt überschritten, die künstliche Intelligenz kontrollieren zu können. Die KI übernimmt die Weltherrschaft und schafft die Menschen ab.“

Und so weiter…

Das sind harte Brocken und ich kann sehr gut verstehen, dass es angesichts der Entwicklungen, nicht immer leicht fällt, optimistisch zu sein. Ich persönlich möchte die Hoffnung nicht aufgeben und bin der Meinung, dass es sich immer noch lohnt, dass wir Menschen uns für die guten Dinge und für eine gute Entwicklung einsetzen. Doch wie kann das gelingen?

Inspiration aus einem ungeahnten „Lager“

Vor kurzem habe ich eine Professorin für Kirchengeschichte und Patrologie kennengelernt. Wir haben in dem ein oder anderen Projekt ein wenig miteinander zu tun. Uns vereint die Arbeit am Thema, wie Menschen ihre Potenziale entfalten können und sie sich zu gefestigten Persönlichkeiten entwickeln, um in der Gesellschaft bestehen und um diese auch gestalten zu können. Vor unserem ersten Gespräch war ich als konfessionslose Person etwas unsicher. Doch als meine Bekannte erzählte, dass sie so wahnsinnig beeindruckt vom katholischen Menschenbild ist, und dass es so viel Potenzial hat als Grundlage für unser gemeinsames Thema, war ich verwirrt. Das entsprach nicht meiner Erfahrung mit der katholischen Kirche und auch nicht meinem Eindruck von deren Haltung. Aber Kirche und Theologie sind wohl unterschiedliche Dinge und es liegt extrem an den Menschen, die in dem Bereich aktiv sind.

Von meiner neuen Bekannten durfte ich lernen, dass schon in der Bibel steht, dass es zum einen eines jeden Aufgabe ist, anderen Menschen dabei zu helfen, sich zu entfalten und zum anderen auch eine Pflicht, sich selbst zu entfalten und das in die Gemeinschaft einzubringen – Das als frei wiedergegebene Kurzfassung. Die Professorin arbeitet einerseits ganz nah am aktuellen Geschehen, in dem sie in Projekten und Forschungen rund um das Thema Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung sowie Lernen und Unterrichtsformen aktiv ist, und andererseits verankert und untermauert sie das Ganze tief mit Kirchengeschichte und einem wirklich sehr positiven katholischen Menschenbild.

Ein Satz aus einem ihrer Vorträge an einer Schule, wo sie ein Projekt durchführt, lautete: „Wir sind alle Pädagogen“ (oder dürfen uns so verstehen – sollten es sein). Das hat mich nicht mehr losgelassen, weil es zu mehreren meiner Überzeugungen passt und meinen Gedanken einen neuen Schliff gibt.

Kompetenzen entwickeln

Durch verschiedene Bücher, Weiterbildung und auch eine Therapie wurde ich bereits mit der Idee konfrontiert, dass komplizierte, stressige und schmerzvolle Begegnungen, die man manchmal mit anderen Menschen hat, dazu dienen können, dass man etwas lernt – über sich selbst, seine Gefühle. Man lernt, anders zu reagieren und Kompetenzen zu entwickeln, über sich hinaus zu wachsen und neue Einsichten zu erhalten. Diese Art menschlichen Zusammenspiels möchte ich an dieser Stelle einmal als eher unbewussten Aspekt einstufen, für den man natürlich sensibilisiert werden kann.

Wenn ich nun den gedanklichen Bogen zu der Idee spanne, dass wir Menschen am besten alle Pädagogen sind, dann können wir hier ein sehr bewusstes und aktives Zusammenspiel leben.

Was ist eine Pädagogin?

Eine Person, die sich mit dem erzieherischen Handeln, also der Praxis von Erziehung und Bildung und den Theorien der Pädagogik in der Regel professionell auseinandersetzt. Das Ziel ist hier in meinem Verständnis, Menschen dabei zu begleiten, sich entwickeln und entfalten zu können und dabei in „der richtigen“ Bahn zu bleiben.

Ich möchte das gern einmal bewusster ausprobieren und interpretiere die Dinge für mich folgendermaßen:

„Erzieherisches Handeln“ bedeutet für mich, den Menschen die Hand zu geben, für sie da zu sein, sie zu unterstützen – ein sicheres und förderliches Umfeld zu schaffen. Es bedeutet aber auch Grenzen aufzuzeigen, zur Reflexion einzuladen und vorleben zu dürfen.
Die „Praxis“ bedeutet für mich, es auch wirklich zu tun, nicht nur zu denken.
„Erziehung und Bildung“ lese ich so, dass dies auf persönlicher Ebene ebenso geschehen darf, wie auf fachlicher Ebene. So wird in der Vernetzung dieser beiden Aspekte auch etwas Ganzheitliches.
Mich damit „professionell auseinanderzusetzen“ hat für mich ebenso etwas mit Verantwortung  und Respekt zu tun, wie mit Bewusstheit in diesem Tun.
Und wenn wir nun alle Pädagogen sind, sind wir sowohl Lehrende und Lernende zugleich. Wir stehen in beiden Rollen und dürfen beide auch bewusst leben. Wir dürfen stützen, beibringen, auffangen und helfen –aber auch gestützt, gelehrt und aufgefangen werden und wir dürfen Hilfe bekommen. Beide Prozesse können wir aktiv leben und nutzen, um das Potenzial, das Kraft- und Liebevolle in uns und anderen in Erscheinung zu bringen. Wenn ich als Lernende dies bewusst annehmen kann, dann kann ich daran wachsen und mein Gegenüber wachen lassen in seiner Rolle  – und andersherum genauso. Man darf und soll einbringen, was man weiß und kann, seine Talente und seine Leidenschaft – jemand anderes braucht vielleicht gerade das. Der Win-Win-Effekt ist unglaublich.

Förderliches Menschenbild und spirituelle Orientierung

Ich danke der Frau Professorin für die Inspiration und die Energie, die sie mit diesem Menschenbild in die Welt bringt. Vielleicht können wir es mit solch einer Einstellung schaffen, die vielen Herausforderungen zu meistern. Ich glaube daran! Und scheinbar machen sich immer mehr Menschen auf den Weg, denn meine Bekannte hat auch erzählt, dass die theologischen Institute seit Jahren immer mehr angefragt werden von Unternehmensberatungen, Unternehmen und anderen Wirtschaftsvertretern, weil sie Unterstützung brauchen auf der Suche nach einem guten und förderlichen Menschenbild und spiritueller Orientierung. Dass man auch in den Bereichen schon so weit ist, habe ich nicht vermutet und es motiviert mich mitzumachen.

Vielleicht hast ja auch Du Lust es auszuprobieren und ein Pädagoge oder eine Pädagogin zu sein. Ich würde mich unglaublich freuen, von Deinen Potenzialen und Deiner Unterstützung profitieren zu dürfen, um so gemeinsam mit Dir und als Gemeinschaft zu wachsen.

 

Bildnachweis für den Beitrag: Satin Tipchai auf Pixabay

Franziska Kövener

Franziska Kövener

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