Inspiriert von einem Buch von John Strelecky („The big five for live“) stelle ich dir folgende Frage: War heute ein guter Museumstag?
Was wäre, wenn jeder Tag deines Lebens in einem Museum abgebildet werden würde, jeder einzelne Tag von deiner Geburt an bis zu deinem Tode.
Diese Bilder würden all die Momente zeigen, in denen du glücklich oder traurig warst. Sie würden die Menschen zeigen, mit denen du deine Zeit verbracht hast. Menschen, die dich genährt und unterstützt haben und andere, die dir deine Energie genommen haben. Menschen, mit denen du dich wohlgefühlt hast und andere, mit denen du im Streit warst, mit denen du bis zum Ende deines Lebens keinen Frieden finden konntest.
Deine Bilder würden zeigen, ob du deine Zeit mit sinnlosen oder freudlosen Dingen vergeudet hast. Sie würden zeigen, ob du Zeit mit einem Job verbracht hast, den du eigentlich überhaupt nicht mochtest. Sie würden Momente zeigen, in denen du JA gesagt hast, aber eigentlich NEIN gemeint hast.
Wie viele glückliche Momente von dir wären dort wohl zu sehen?
Nach deinem Ableben wärest du derjenige, der die Besucher durch dein Lebensmuseum führen darf. Alle würden sehen, was für ein Mensch du gewesen bist. Sie würden sehen, was du erlebt hast, welche Entscheidungen du getroffen hast und welche Entscheidungen das Leben selbst für dich getroffen hat. Sie würden sehen, welche Menschen du ggf. verletzt hast, sie würden neben vielen schönen Momenten auch all das sehen, was nicht so gut funktioniert hat in deinem Leben. Würden sie einen liebenswerten Menschen oder eher einen Kotzbrocken sehen?
Im Laufe deines Lebens wurden bestimmt Bilder aufgehängt, die dir heute peinlich sind, für die du dich schämst. Du wirst bei deinem Rundgang durch dein Museum Dinge zeigen müssen, die du zu Lebzeiten vor Anderen gut verbergen konntest.
Alle Besucher würden sehen und hören, wer du wirklich warst, du kannst dich nicht mehr hinter einer Maske verstecken.
Wenn es also tatsächlich so wäre, dass es am Ende deines Lebens so ein Museum gäbe, in welcher Weise soll man sich dann an dich erinnern?
Welche Spuren möchtest du hinterlassen? Wer möchtest du sein?
Wenn ich durch mein Museum gehe, sehe ich den Tag meiner Geburt, den Tag, den meine Eltern sich so sehr gewünscht haben. Ich sehe die Enttäuschung meines Vaters darüber, dass ich nur ein Mädchen und kein Junge geworden bin.
Ich kann aber auch sehen, wie viel Liebe ich dennoch bekommen habe, weil ich ja das erste von fünf Kindern war. Bis zu der Geburt meiner 4 Geschwister hatte ich die volle
Aufmerksamkeit meiner Eltern und die meines Opas, der mit uns zusammengelebt hat.
Eines der Bilder würde zeigen, wie mein Opa mir das Fahrradfahren beigebracht hat. Wie er einfach die Stützräder nach oben geschraubt hat und ich, als ich dies bemerkte, in die Hecke gefallen bin.
Mit meinem Rad habe ich später die Nachbarschaft erkundet, was meine Eltern mir aber verboten hatten. Ich habe es aber trotzdem gemacht. Schon als kleiner Mensch war da ein großer Drang nach Freiheit. Ich war ein wildes und neugieriges Kind. Eingesperrt zu sein war für mich die Hölle, eingesperrt in meinem Elternhaus war ich, bis ich mit 17 Jahren aus dem Nest geflogen bin.
In meinem Museum gäbe es viele Tage der Trauer, der Wut, der Ohnmacht und das Gefühl, nicht gut genug zu sein, so wie ich bin.
Meinen ersten heimlichen Kuss würde ich sehen, meine erste Ehe, die Geburt meiner Kinder, den Bau unseres Hauses. Und dann die Leere in mir. Obwohl ich alles hatte, was ich mir gewünscht hatte, fühlte ich mich leer und unglücklich und ich erkannte, dass ich nicht mein Leben, sondern das meiner Eltern lebte. Ich hatte zu der Zeit absolut keine Idee davon, wer ich war und welches Leben ich wirklich wollte.
Ich würde viele depressive Momente sehen, Momente voller Ängste, Selbstzweifel und dem Wunsch, nicht mehr am Leben sein zu wollen.
Vor allem die Trennung von meinem Mann würde ich sehen und die ewig lange Suche danach, wer ich wirklich bin:
Warum bin ich hier, was ist der Sinn meiner Existenz?
„Die beiden wichtigsten Tage deines Lebens sind der Tag, an dem du geboren wurdest, und der Tag, an dem du herausfindest, warum.“ (Mark Twain).
Es folgten viele Jahre mit Weiterbildungen, Seminaren, Vorträgen, bis ich erahnen konnte, in welche Richtung ich gehen könnte. Die Reiki Seminare zu den Themen Selbstliebe, Vergebung und Verantwortung haben mich bei der Suche nach mir selbst sehr unterstützt. Meine Ausbildung zur Meditationslehrerin hat mir Klarheit verschafft. Ich konnte endlich meinen wahren Wesenskern sehen und auch sehen, was mir von Herzen Freude macht: Menschen zu motivieren, sie zu inspirieren und sie dabei zu begleiten, ihren Weg, ihren Zweck ihrer Existenz zu finden.
Es ist Ruhe in meinem Leben eingetreten. Ich kann mich selbst lieben und annehmen, so wie ich bin und die Bilder in meinem Museum sind nicht mehr so dunkel wie vor ein paar Jahren noch. Bis auf manchmal, wenn doch ab und zu dunkle Wolken über mich hinweg ziehen, und mich Ängste und Selbstzweifel plagen.
Ich mag es immer noch nicht, eingesperrt zu sein und bin immer noch neugierig und habe viel Freude daran, mich weiterzubilden und zu lernen. Einer meiner Lieblingssprüche, der mich seit Jahren begleitet ist: „Wer aufhört zu lernen, hat aufgehört, jemand zu werden“.
Seit 5 Jahren hängen Bilder in meinem Museum eingerahmt in einem rosaroten Rahmen. Sie zeigen Bilder von dem Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Sie zeigen viel Liebe, Zuversicht, Vertrauen und Abenteuerlust.
Ich habe für mich einmal ausgerechnet, wie viel Zeit ich noch hätte für Bilder, die schöne und glückliche Momente zeigen.
Wenn man einmal davon ausgeht, dass wir rein statistisch gesehen aktuell etwa 79 Jahre alt werden, bedeutet dies, dass wir in dieser Zeit etwa 28.845 Bilder in unserem Museum aufhängen werden.
Ich bin nun 61 Jahre alt, das heißt von den 28.845 zu lebenden Tagen habe ich 22.280 bereits gelebte Tage abzuziehen … es blieben rein statistisch dann nur noch 6.565 Tage, an denen ich wunderschöne Bilder in meinem Museum aufhängen könnte. Natürlich habe ich den Plan, deutlich älter als 79 Jahre zu werden!
Dennoch weiß ich, meine Zeit ist begrenzt. Das Leben kann sich von einem Tag auf den anderen ändern. Als ein Kollege von mir völlig unerwartet an einem Gehirntumor gestorben ist, wurde mir noch einmal sehr bewusst, wie achtsam ich mit meinem Leben umgehen muss und darf.
Als ich auf die Welt gekommen bin, wurde mir viel Zeit geschenkt. Zeit, um meinen Rucksack, den ich mitgenommen habe, auszupacken. Ich hatte mir vorgenommen, alles auszuprobieren, offen und neugierig zu sein, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, die guten wie die schlechten. Ich hatte mir vorgenommen ehrlich und authentisch zu sein, doch wie oft war ich es nicht und habe gelogen und mich selbst verraten? Wollte ich nicht immer eine gute Mutter, ein guter Mensch sein? Und dennoch habe ich Menschen verletzt, die mir etwas bedeutet haben.
Wenn du erstmal erkannt hast, wie kostbar deine Zeit ist, wirst du dein Leben darauf ausrichten, was wirklich wichtig ist.
Also frag dich einmal, wenn heute ein guter Museumstag wäre, welches Bild würdest du aufhängen?
Und dann frage dich:
Welche deiner Träume möchten noch realisiert werden?
Welche Orte möchtest du noch sehen?
Welche Talente wollen gesehen und ausgelebt werden?
Was bringt dein Herz zum Singen?
Mit wem möchtest du vielleicht noch Frieden schließen?
Welcher Mensch möchtest du sein?
Was ist der Zweck deiner Existenz?
Und wenn du magst, höre dir gerne das Lied „Museumstag“ von Maik Baum an
Bildnachweis: https://pixabay.com/de/photos/museum-moderne-kunst-schatten-246222/Stand: 25.8.2025