Frieden schließen ist nicht cool

Autor: Sven Sewcz
Frieden

Frieden ist keine emotionale Belohnung, die du herausgibst, wenn sich ein Mensch deinen Werten nach darum bezahlt gemacht hat, sondern Frieden ist eine Qualität der Seele, um die sich ein jeder, um seiner selbst willen, bemühen sollte. Eigentlich fordert dies nur ein sehr simples Vorgehen, doch in bestimmter Gesellschaft, unter bestimmten Umständen und wenn wir dies nicht gelernt haben, kann es sehr schwerfallen, die Notwendigkeit darin zu erkennen und uns mit unserer harten Seite nicht selbst im Weg zu stehen.

Wann konntest du keinen Frieden schließen?

Ich erinnere mich da besonders an meine Jugendzeit, als es nicht Wertschätzung, sondern Respekt hieß. In dieser Zeit hieß es nicht Liebe… verdammt nochmal, niemand hat von Liebe gesprochen. Aber dabei zu sein in der coolen Runde – das hat für uns alles bedeutet. Hier musste ich mich besonders von meiner „harten“ Seite zeigen und habe besonders bedacht gehandelt, wenn mich andere gesehen haben. Na klar, weil es mir nicht egal war, wie andere mich gesehen haben. Es war wichtig, dabei zu sein. Es war wichtig, respektiert zu werden. Und es war ganz normal, dass von dir in einer Gruppe erwartet wurde, dass du eine respektlose Geste mit eben derselben beantwortest. Es war mir unmöglich, in dieser Gesellschaft unter diesen Umständen Frieden zu schließen. Denn Frieden schließen ist nicht cool!

Ich habe viele Jahre Vergeltungsgedanken mit mir herumgetragen. Erst als ich mich mit dem inneren Unfrieden lange genug selbst gequält habe, konnte ich das erkennen. Klar, irgendwie musste ich mir auch selbst einen Anteil der Schuld eingestehen und in meinem Inneren eine Schubkarre voller Scherben über einen Berg namens „Ego“ schieben. Das erste Mal war das alles andere als einfach. Doch jedes weitere Mal wurde es einfacher und normaler. Und damit habe ich mir viel mehr Frieden in mein Leben geholt.

Der Frieden, den du schließt, ist in dir selbst!

Der Reichtum dieser Erfahrung ist mir ein Vierteljahrhundert verschlossen gewesen und ich habe für jede von mir nicht bewilligte Tat von anderen neuen Unfrieden in mir geschürt.
Unfrieden, der dazu geführt hat, dass ich mich selbst von der Liebe abgeschnitten habe. Denn mal ehrlich: wie kann ich denn Liebe oder wahre Lebensfreude spüren, wenn ich wütend mit dem Finger auf andere zeige? Das muss nicht heißen, dass ich für alles, was in dieser Welt geschieht, mit Freude applaudieren muss. Aber entweder lasse ich Taten sprechen oder ich schließe Frieden damit, selbst wenn ich es nicht gutheiße! Und Punkt! Es ist wichtig, schnell einen Abschluss zu finden, damit mir dieses Gefühl nicht ständig toxische Bilder und Gedanken schickt.

Heute arbeite ich sehr viel damit und ich weiß um die starke Wirksamkeit des Frieden-Schließens. Man sagt „Lachen ist die beste Medizin“ und ich gedenke, diese Weisheit zu erweitern: „Lachen und Weinen ist die beste Medizin”!

In dem Moment, in dem wir uns von dem Unfrieden in uns lösen, geschieht dies nicht selten unter Tränen. Ich fühle mich befreit. Sich auszusprechen hat so gutgetan. Mir ist echt ein Stein vom Herzen gefallen. Und jetzt kann ich mich auch endlich wieder richtig spüren. Ich fühle mich großartig…

 

Bildquelle: ostern, love@jclk8888/699480 (pixabay CC-0)

Sven Sewcz

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