Kennst du das, dass das Universum, das Leben oder Gott dir eine Botschaft schickt? Ich habe das immer mal wieder mit Musik. Da brennt sich ein Lied ein und berührt mich so krass, dass ich es immer wieder höre und dabei sehr starke Gefühle bekomme, meistens erstmal auf Grundlage der Melodie und Stimme. In solchen Momenten höre ich dann genauer auf den Text.
Letztens war es wieder so weit. Es geht um folgendes Lied:
https://www.youtube.com/watch?v=PbWe0XnkurI
https://open.spotify.com/track/1FvtUlsFF2GOIPnu27s5bo?si=o1RMDh66RGGmtLQ3LHX5FQ
Mary did you know? – von Marie-Celestine & Michael
Auf Deutsch lautet der Text wie folgt:
Maria, wusstest du, dass dein neugeborener Sohn eines Tages übers Wasser laufen würde?
Maria, wusstest du, dass dein neugeborener Sohn unsere Söhne und Töchter retten würde?
Wusstest du, dass dein neugeborener Sohn gekommen ist, um dich neu zu machen;
dass dieses Kind, das du zur Welt gebracht hast, dich bald erlösen wird?
Maria, wusstest du, dass dein neugeborener Sohn einen Blinden sehend machen würde?
Maria, wusstest du, dass dein neugeborener Sohn mit seiner Hand den Sturm beruhigen würde?
Wusstest du, dass dein neugeborener Sohn gelaufen ist, wo Engel schreiten;
dass, wenn du dein kleines Baby küsst, du das Gesicht Gottes küsst?
Maria, wusstest du das?
Die Blinden werden sehen,
die Tauben werden hören,
die Toten werden wieder leben,
die Lahmen werden springen,
die Stummen werden sprechen
die Lobpreise über das Lamm.
Maria, wusstest du, dass dein neugeborener Sohn
der Herr der ganzen Schöpfung ist; dass dein neugeborener Sohn
eines Tages die Völker regieren würde?
Wusstest du, dass dein neugeborener Sohn des Himmels vollendetes (Opfer-) Lamm ist;
dass dies schlafende Kind, das du hältst, der große „Ich bin“ ist?
Maria wusstest du’s?
Dieser Text hat mich zu der Zeit direkt in einer ganz praktischen und präsenten Weise betroffen, denn mal wieder gab es einiges an Ärger mit meinem Sohn, was Schule betrifft. Das geht im Grunde schon seit der Einschulung so. „Ihr Sohn macht dies nicht.“, „Der macht das nicht.“, „Der hat keinen Bock.“, „Er ist unterfordert.“, „Er ist überfordert.“, „Seine Einstellung passt nicht.“ Die Zuschreibungen erstrecken sich von „genial“ bis „strunzfaul“ und durch hat er auch schon alles Mögliche – von der Vorversetzung bis zur Nichtversetzung. Und ich stehe dazwischen, gefühlt wie ein Atomraketenabwehrsystem. In einem Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass ich selbst einfach nicht mehr kann in diesem Gefilde, sagte mein Sohn zu mir „Bitte Mama, gib du mich nicht auch noch auf. Du bist die einzige, die noch an mich glaubt. Halte noch 1-2 Jahre durch, dann wird es besser.“ Ja, ich glaubte und glaube total an ihn. Tatsächlich mache ich mir genau null Sorgen um seine Lebenstüchtigkeit.
Was ich sehe, ist ein Wunder – Das Wunder Mensch. Eine unendlich wertvolle Seele. Das ist absolut unantastbar in seiner Würde. So nehme ich das auch immer wieder in meinem Job wahr, der stark geprägt ist von der Vermittlung zwischen Menschen. Manchmal habe ich das Gefühl, der Mensch ist ein Optimierungsprojekt. Höher, besser, weiter, schneller soll er sein. Karriere hier, Erfolg da. „Es soll ja was aus dir werden.“ Man muss etwas mit jemandem anfangen können. Seit wann reicht nicht mehr das „Sein“?
Letztens bat mich ein junger Mann, den ich während seiner Schulzeit ein paar Jahre begleitet habe, um ein Gespräch. Er studiert sehr erfolgreich, engagiert sich viel in verschiedenen Gremien und hat sein Leben „im Griff“. Er arbeitet viel und möchte immer viel leisten. Irgendwann fiel der Satz „Ich weiß gar nicht, ob meine Eltern stolz sind.“ Was er tut, reiche nie aus – Die Erwartungen seien extrem.
Und in mir tönt das Lied an seine Mama:
Wusstest du, dass dein Sohn mal einem Jugendlichen helfen wird, Vertrauen zu fassen?
Wusstest du, dass dein Sohn vielen jungen Menschen ein Vorbild sein wird?
Wusstest du, dass dein Sohn eine Frau an ihre Arbeit glauben lassen wird?
Und das alles nicht aufgrund von irgendeiner besonderen Leistung, sondern aufgrund von Menschlichkeit und seines Seins. Dabei geht es mir also nicht um Karriere, Erfolg und Leistung, sondern um die Wirkung, die Menschen aufeinander haben können.
Was hat das mit mir zu tun?
Zuerst habe ich das Lied auf meine Mutterrolle bezogen. Es hat mich erinnert, das Wunder in meinem Kind weiter wahrzunehmen, auch wenn die Außenwelt Stress schiebt.
Wusste ich zu Beginn, dass dieser neugeborene Mensch eine Liebe in mir entfachen würde, die ich mir kaum vorstellen konnte?
Wusste ich, dass dieser Mensch mal mein wichtigster Sparringspartner im Sport werden und einen großen Impact auf meine Fitness haben würde? Funfact: Ich wusste nicht mal, dass es jemals eine Zeit geben würde, in der ich dreimal die Woche zum Sport gehe.
Es gibt so viele Wusstest-du-es-Momente und es wird noch viele weitere Wusstest-du-Momente geben über diesen Menschen.
Aber ich bin nicht nur Mutter, sondern auch Tochter und auch einfach ich selbst. Als Kind habe ich mir sehr oft gewünscht, einfach nur da sein zu dürfen. Keine abgehobenen Erwartungen erfüllen zu müssen. Nicht nur gut zu sein, wenn ich den Haushalt gemacht habe oder in der Schule funktionierte. Ich hatte den Wunsch als wertvoller Mensch gesehen zu werden und unversehrt sein zu dürfen.
Und in mir tönt das Lied an mich selbst als Kind:
Wusstest du, dass du eines Tages vielen Menschen Halt geben wirst?
Wusstest du, dass du eines Tages eine Zuhörerin mit Engelsgeduld sein wirst?
Wusstest du, dass du eine selbstbewusste und erfolgreiche Frau sein wirst?
In meiner Vorstellung ist die kleine Franziska von damals unglaublich dankbar für die wertschätzende und weiche Sicht meines heutigen Ichs auf dieses kleine Mädchen. Ich glaube an dieses kleine Mädchen. Es wird seinen Weg machen. Aus der heutigen Sicht bin ich dankbar, dass es das getan hat. Als Kind hatte ich vor dem Einschlafen oft ein Mantra im Kopf: „Auch wenn dich alle verlassen, auf dich selbst kannst du dich immer verlassen. Du wirst immer für dich da sein.“ Vielleicht schließt sich hier der Kreis einer wunderbaren Begegnung mit mir selbst. Ein Zukunfts-Ich, das wohlwollend stärkt, lockt und Hoffnung bringt und ein vergangenes Ich, das bedingungslos vertraut auf eine zukünftige „Version“.
Was ist mit dir?
Wusstest du damals, dass du heute die alten Herausforderungen gemeistert haben wirst?
Wusstest du, dass du einen wunderbaren Erfahrungsschatz in dir bergen wirst?
Wusstest du, für wen du alles ein unglaublich wichtiger Mensch sein wirst?
Wusstest du, dass du die Leben anderer bewegen wirst?
Was steht auf deiner persönlichen Wusstest-Du-Liste im Gespräch mit deinem früheren Ich? Ich möchte dich herzlich einladen, deine Wirkung auf die Welt wahrzunehmen und zu würdigen, im Kleinen wie im Großen – und stolz zu sein auf das Wunder, das du bist!
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