Wenn ich über meine Eigenschaften nachdenke, gehört die Neugier auf jeden Fall dazu. Ich würde mich selbst als neugierigen Menschen beschreiben – nicht im Sinne von aufdringlich, sondern im Sinne von: offen, interessiert und bereit, Neues zu entdecken.
Früher – besonders als Kind – war „neugierig sein“ nicht unbedingt positiv besetzt. Sätze wie „Sei nicht so neugierig!“ haben mich eher zurückhaltend gemacht. Zwar war das Interesse an Menschen und Dingen da, aber ich hielt mich oft zurück – aus Vorsicht oder Unsicherheit. Das Spannungsfeld zwischen innerer Neugier und äußerer Zurückhaltung hat mich lange begleitet.
Später neigte ich dazu, Menschen schnell einzuordnen. Oft dachte ich, jemanden schon beim ersten Treffen einschätzen zu können – und blieb dann bei dieser Einschätzung. Im beruflichen Alltag, der viel mit Menschen zu tun hat, habe ich vieles beobachtet und übernommen: Was gefällt mir? Was möchte ich anders machen – in der Erziehung, im Umgang, im Lebensstil?
Doch mit der Zeit – besonders mit eigenen Kindern – wurde mir bewusst: Es ist nicht so einfach, wie es von außen oft aussieht. Viele Urteile, die ich früher gefällt habe, waren vorschnell.
Heute weiß ich, dass Erfahrung, Lebensumstände und innere Prozesse viel mehr zählen als erste Eindrücke.
In den letzten Jahren hat sich meine Haltung verändert. Ich bin offener geworden, mutiger, und meine Neugier hat wieder mehr Raum bekommen.
Heute begegne ich anderen Menschen nicht mit Misstrauen oder schnellen Schubladen, sondern mit echtem Interesse. Ich möchte verstehen, was hinter ihren Geschichten steckt, was sie bewegt. Daraus entsteht oft Mitgefühl – auch mir selbst gegenüber.
Denn: Je besser ich andere verstehe, desto mehr verstehe ich auch mich.
Neugier ist ein Gegenmittel zu Ignoranz, und sie kann Brücken bauen, wo wir vorher zu schnell geurteilt haben.
Neugier kann uns dazu bringen, aus dem Gewohnten auszubrechen. Vielleicht durch ein Gericht, das man noch nie probiert hat, eine Reise an einen unbekannten Ort, einen anderen Weg zur Arbeit oder einen Kurs, der ganz neue Perspektiven eröffnet.
Es müssen keine großen Schritte sein – oft reichen kleine Impulse, die den Alltag reicher machen.
Vielleicht fragst du dich: Wo bist du in deinem Alltag zu sehr in Routinen gefangen?
Wo wünschst du dir neue Impulse – vielleicht sogar von Menschen, die dir nahestehen?
Sei neugierig auf die Menschen um dich herum!
Kultiviere deine Neugier und halte es wie Albert Einstein:
„Ich habe keine besondere Begabung.
Ich bin nur leidenschaftlich neugierig!“
Bildquelle: Kinder, Jungen, Fechten © DariuszSankowski (pixabay CC-0)




