Zuerst hatte ich meine Eltern als Autoritätspersonen kennengelernt. Wie wahrscheinlich alle Eltern, wollten auch sie das Beste für mich, was für mich aber nicht immer das Beste bedeutete. Erziehung hatte damals eine andere Bedeutung als heute. Diese Zeit hat mich im hohen Maße geprägt, wie wohl jeden von uns auf seine Weise. Das Selbstvertrauen, das Selbstwertgefühl, um nur zwei Aspekte zu nennen, war und ist teilweise immer noch nicht meine Stärke. Doch sind es nicht genau die Schwächen, die uns stark machen, die uns zu den Suchenden werden lassen?
Suchen
Bedeutet Suchender nicht auch, sich weiter entwickeln zu wollen? Bereit, sich infrage zu stellen und offen für neue Erfahrungen im Leben zu sein? Und ist es nicht das, worauf es ankommt?
Dann kam eine Zeit wo ich Autoritätspersönlichkeiten in der Kirche und in der Schule zu finden versuchte. Ich hoffte Antworten zu finden auf meine Fragen, die ich ans Leben hatte. Aber immer fehlte mir etwas. Das schutzbedürftige Kind in mir suchte nach Vorbildern, an denen es sich orientieren konnte.
Weise Worte, Impulse waren dabei, doch war es meine Beobachtung, dass diese Menschen selbst nicht danach lebten und unglücklich waren.
Erkennen
Sehr prägend war die Lebensphase, wo ich glaubte, den Menschen gefunden zu haben, von dem ich lernen konnte, ein besserer Mensch zu sein. Kurz nachdem ich der Gesellschaft abgeschworen hatte, alles aufgegeben hatte, was mich ausmachte, kam ein Gefühl der Ohnmacht in mir auf. So ziemlich alles wurde infrage gestellt, was ich bis dahin gelernt hatte.
Wer war ich nun? Gab es mich noch? Die, die ich jetzt war, die wollte ich nicht sein, denn jetzt war alles FALSCH an mir. Das konnte jedoch auch nicht die Wahrheit sein. Nach vier Jahren erlebte ich eines Nachts eine Erleuchtung, die mir die Kraft gab auszusteigen, sagen wir mal aus dieser Sekte. Es war für mich und ist für mich ein Wunder, was in dieser Nacht geschehen ist. Denn über Nacht hatte ich plötzlich zu allem eine andere Wahrnehmung. Die Angst war verschwunden und ich konnte das erste Mal, gefühlt überhaupt, einer Autoritätspersönlichkeit eine Wahrheit sagen, die ich zuvor gar nicht kannte.
Vertrauen
Das Wichtigste jedoch, was ich erfahren durfte, war, das Vertrauen in die Göttliche Macht zu fühlen. Ich wusste, ich bin nicht allein. Da gibt es jemanden, der auf mich aufpasst. Nur diese Verbindung zu halten fiel mir damals noch sehr schwer. Darum suchte ich weiter, nur diesmal mit mehr Misstrauen und Angst. Doch wo Misstrauen und Angst existieren, kann keine Liebe und Vertrauen wachsen, sodass alle meine weiteren Lehrer und Meister scheitern mussten. Es gab Grenzüberschreitungen, Verletzungen, die sehr schmerzhaft waren. Meine Erkenntnis aus dieser Zeit ist, dass in jedem Lehrer und Meister auch ein Mensch ist.
Autorität in uns selbst finden
Heute, mit dem nötigen Abstand, bin ich dankbar für die für mich gefühlten Verletzungen und Demütigungen. Sie haben mich zu der gemacht, die ich bin. Und wer weiß, vielleicht hatten wir uns schon im Himmel verabredet, dass es zu diesen Erfahrungen kommen sollte. Dann würden mir hier Vorurteile und Bewertungen nur selbst schaden.
Heute weiß ich, ich kann meinen Meister, meine Autoritätspersönlichkeit, nur in mir selbst finden, denn solange die Selbstliebe, das Selbstvertrauen, die Selbstachtung nicht in mir sind, wird es keinen Meister geben, der es mich lehren kann.
Es geht um das Vertrauen zu mir selbst.
Es geht um die Liebe zu mir selbst.
Und es geht darum, mich zu beachten und wertzuschätzen.
Selbstliebe üben
Schließe deine Augen. Schenke dir Beachtung, indem du jeden Atemzug bewusst wahrnimmst. Und wenn du magst, dann schenke dir Liebe, indem du mitfühlend und geduldig mit dir bist und deinen Atemzug immer gleichmäßiger fließen lässt. Fühle das Vertrauen zu dir und so, wie du Vertrauen zu deinem Atem hast, vertraue auch auf deine Fähigkeiten und die Göttlichkeit in dir.
Je größer das Vertrauen zu dir selbst ist, desto deutlicher wirst du deine Begabungen erkennen und leben.
(Wenn du magst, wiederhole diese Übung.)
Für die Selbstliebe entscheiden
Das Leben ist nicht nur ein Prozess, es ist auch eine ENTSCHEIDUNG, die du und ich in jedem Augenblick treffen. Wir können nicht alles verändern, aber wir können die Sichtweise auf die Dinge und uns verändern und das in jedem Augenblick neu.
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