„Und verleugne dich nie mehr!“
Damit endete eine Sprachnachricht, die ich am 31.03.2025 erhielt.
Ich fragte mich, was den Absender wohl vermuten lässt, dass ich mich selber verleugne.
Sieht er mehr, als ich?
Also setzte ich mich am folgenden Morgen hin, schloss meine Augen und ging auf die Suche.
„Wann, Antje, hast du dich verleugnet? Und verleugnest du dich noch immer?“
Tatsächlich hat es nicht lange gedauert, bis sich die ersten Erinnerungen zeigten und ich schließlich zu der Erkenntnis kam, dass ich mich tatsächlich sehr oft verleugnet habe.
Nämlich immer dann, wenn ich „Ja“ sagte, obwohl ich „Nein“ fühlte oder „Nein“ sagte, obwohl ich „Ja“ dachte.
Und auch immer dann, wenn ich schwieg, obwohl ich reden wollte.
Und immer dann, wenn ich etwas unterließ, obwohl ich handeln wollte,
und auch dann, wenn ich nicht meine wahren Gefühle äußerte, sondern das Gegenteil von ihnen zeigte.
Jedes Mal kratzte ich dabei an meiner Würde, und verlor ein bisschen mehr den Respekt vor mir selbst.
Der Grund für meine Selbstleugnung war immer der gleiche.
Es war die Angst vor Ablehnung, die Angst davor verlassen zu werden.
Das Streben nach Anerkennung durch andere war stärker, als meine Achtung vor mir selbst.
Dann kam ein weiteres Bild.
Es war das von Jeschua.
Ich bin mir sicher, dass auch er das Dilemma kannte.
Und vielleicht fragte er sich in der Wüste, was wohl mehr wiegt:
die Anerkennung durch andere oder die Achtung vor sich selbst?
Mit dieser Frage betrachtete ich ihn und sein Wirken, und stellte fest, dass seine Antwort wohl „die Achtung vor sich selbst“ lautete.
Denn auch wenn der Gegenwind und die Herausforderungen ihn versuchten umzublasen, sagte er nicht „Ja“, obwohl er „Nein“ fühlte, sagte nicht „Nein“, obwohl er „Ja“ dachte.
Und er schwieg auch dann nicht, wenn er sich durch seine Worte Feinde machte,
leugnete seine Gefühle auch dann nicht, wenn ihm das Verlassenwerden drohte und handelte auch dann, wenn er sich dadurch in Gefahr brachte.
Ich denke, dass auch das dazu beitrug, dass er noch heute, über 2000 Jahre später, auf der Welt bekannt ist und eine Respektsperson, ein Vorbild für so viele Menschen.
Denn er zeigte, dass dem Respekt vor sich selbst der Respekt vor dem Anderen folgt und schließlich der Respekt vor dem Leben.
Ist es nicht genau das, wonach zu streben es sich lohnt?
Denn aus dem Respekt wächst das Mitgefühl, welches unsere Welt noch immer so dringend braucht.
Also, verleugne dich nie mehr!
Bildquelle: Galaxy, Luminous Body, Space, Pixabay (CC-0)