In den Dalmanuta Seminaren wird immer am Ende eines Seminars symbolisch ein Schlüssel überreicht. Verbunden mit einer persönlichen Botschaft. Mal traf die Botschaft direkt ins Schwarze. Manchmal musste ich sie noch einen Tag sacken lassen, bevor ich sie voller Erkenntnis bewusst annehmen konnte. Das war immer ein sehr wertvolles Ritual für mich!
Und nun trage ich an einer Kette voller Stolz meinen letzten Schlüssel. Ich werde in diesem Leben keinen mehr überreicht bekommen. Warum nicht? Höre ich es bereits laut aus allen Richtungen schallen. Weil ich jetzt die volle Verantwortung übernehme. Nicht mehr konsumiere. Sondern den Zauber von Dalmanuta weitertrage. Voller Verantwortung in die gebende Richtung! Auf meine Art und Weise. Aber wie kam es dazu?
Entscheidung aus tiefstem Herzen
Wir, eine Gruppe Meditationslehrer, stehen in Kapernaum am See Genezareth. Dass wir hier stehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr ein inneres Bekenntnis. Ein Entschluss für Dalmanuta, der aus tiefstem Herzen kommt. Auch wenn ich nie mit der Entscheidung für die Reise hierher gehadert habe, verstehe ich, dass diese bei einigen Außenstehenden Kopfschütteln hervorgerufen hat. Sie warfen mir Verantwortungslosigkeit vor. Schließlich meldeten wir uns zu der Reise an, obwohl eine Reisewarnung für Israel bestand. Es fanden gerade wöchentlich Geiselbefreiungen statt. Auch wenn Waffenruhe vereinbart war, die Lage schien fragil, wenn man die Medien verfolgte.
Aber ich verfolgte die Medien nicht. Ich vertraute meinem Meditationslehrer Peter Michael Dieckmann. Kein Ex-Zielfahnder wird uns in eine kritische Situation bringen. Außerdem war dort diese unbändige Sehnsucht nach dem Space von Israel in mir. Wir mussten eine Haftungsfreistellung unterzeichnen und alle Rechte abtreten. Für den Fall, dass uns etwas zustößt.
Doch da war dieses große Vertrauen!
Unsere Stimmen wurden erhört und drei Tage vor Abflug wurde die Reisewarnung in eine Teilreisewarnung gewandelt. Durch unser JA zur Reise hatten wir somit unsere Sehnsucht und unseren Willen besiegelt.
„Auf nach Israel. An dieser Stelle ist mein Wille nicht verhandelbar.“
Schnell ist klar, dass es eine ganz besondere Reise mit ganz besonderen Begegnungen und wundervollen Erlebnissen ist. Bis auf die Transparente „Bring them back home now“, ist der Space von Jerusalem und Tabgha unverändert. Gut also, dass wir unserem Herzen gefolgt sind.
Peter war seinem Gefühl gefolgt und jetzt stehen wir hier in Kapernaum, vor der Statue von Simon Petrus.
Begegnung auf Augenhöhe
14 Schlüssel liegen für uns an der Skulptur von Simon Petrus ausgebreitet und warten darauf, von uns bewusst aufgenommen zu werden.
„Das wird euer letzter Schlüssel sein. Ihr werdet nie mehr wieder einen Schlüssel erhalten. Vielmehr ist es nun eure Verantwortung, die Dalmanuta-Schlüssel weiterzugeben. Die Botschaften in die Welt zu tragen. Jeder auf seine Art und Weise.“
„Der letzte Schlüssel“ hallt es in mir voller Ehrfurcht nach. Mit ihm übernehme ich auch eine große Verantwortung. Ich trete vor diese übergroße Skulptur. Langsam stelle ich einen Fuß vor den anderen. Ich bin mir dieser bedeutungsvollen Situation bewusst.
Ich halte meinen Blick auf die Augen von Simon Petrus gerichtet. Auge um Auge. Eine wahrhaftige Begegnung auf Augenhöhe. Auch wenn es eine Skulptur ist, scheint es mir, als werde ich von diesem Blick durchleuchtet. Einen kurzen Moment möchte ich meinen Blick abwenden. Es mir leichter machen. Aber dazu ist es jetzt zu spät. Es geht nicht um Erleichterung. Es geht nicht um den einfachsten Weg. Vielmehr geht es um den ehrlichen, den echten, den wahrhaftigen Weg. Meinen eigenen Weg, der von meiner Leidenschaft, meiner Wahrheit und meiner Sehnsucht geprägt sein wird. Wer weiß, vielleicht wird er leicht sein, wenn ich ihn mit allem, was ist, annehme.
Ich werde es erfahren, wenn ich ihn gehe.
Meine Botschaft
Ich greife meinen Schlüssel. Ich drücke ihn an mein Herz und ich gebe mein Versprechen ab.
Ich werde meine Botschaft in die Welt tragen. Ich werde Herzen öffnen. Ich werde Hilfe anbieten, ohne sie aufdrängen zu wollen. Ich werde da sein. Mit Neugierde, Offenheit und auf Augenhöhe.
Ich halte meinen Blick noch auf die lebendigen Augen der Skulptur gerichtet, während ich mich respektvoll nach hinten wegbewege.
In diesem Moment habe ich nicht nur ein Versprechen abgegeben. Zeitgleich habe ich mit der Aufnahme des letzten Schlüssels auch die volle Verantwortung meines Daseins als Meditationslehrerin übernommen. Diese „Übung“ hat etwas sehr Kraftvolles.
Im 3. Grad der Dalmanuta-Seminare habe ich schon einmal die Verantwortung zugesagt. Für all meine Gedanken, Gefühle und Ereignisse in meinem Leben. Doch dies scheint mir die vollendete Übernahme aller Verantwortung zu sein. Es ist schließlich der letzte Schlüssel.
Eier nicht herum. Zweifel nicht ständig. Entschuldige nicht mehr: „… wenn das erst erledigt ist, dann starte ich durch.…“ – Nein, es geht um das Jetzt. Um sofort. Nicht um irgendwann.
Alles ist in mir
Dadurch, dass ich den Schlüssel selbst aufgenommen habe, fehlt in diesem Moment die persönliche Botschaft bei der sonst so gewohnten Schlüsselübergabe. Die persönlichen Worte. Die, die sich vertraut oder aufwühlend anhören konnten. Aber immer echt waren. Ich bekomme sie nun nicht und auch den Rest der Israel-Reise nicht. Manchmal lechzte ich danach. Aber jetzt, hier zu Hause, wird mir bewusst: Wer hatte denn danach gelechzt? Tatsächlich ich? Oder vielmehr mein Ego?
Jetzt gehört für mich zum Last Key auch die totale Akzeptanz dessen, was ist.
Und wenn ich alles so annehme, wie es ist, dann entfällt auch die Bestätigung aus dem Außen. Denn all das, was ist, ist bereits, und zwar ausschließlich in mir selbst vorhanden und muss nicht durch das Außen bestätigt werden. Ich sehe es doch in den Augen. In den Augen derer, die die Herzen öffnen, anstatt sie zu verschließen. Darin spiegelt sich alles. Mein Frieden, mein Leuchten, mein Sein, mein Weg, mein Vertrauen.
Für die einen ist es nur ein Schlüssel. Für mich bedeutet „The last Key“ so viel mehr.