Selbstliebe: Liebst du dich?

Autor: Anne Poger
Selbstliebe: dieses Kind bist du

Eine seltsame Frage

Diese Frage erschien mir vor einigen Jahren völlig abstrus. Liebe war doch das, wonach ich mich so unendlich sehnte. Ich wartete verzweifelt seit Jahren darauf, dass endlich ein Mann mich wirklich liebte. Aber ich mich selber lieben? Was für eine seltsame Frage.

Viel zu sehr im Kopf gefangen, voller Selbstzweifel und als Opfer unter den Umständen leidend, war kein Raum für Liebe zu mir selber. Abwertende Gedanken waren im Alltag präsent. Ich war noch immer so schüchtern wie in der Kindheit und schämte mich für mich selber. Wie konnte ich mich selber lieben?

Heute weiß ich, um die Kraft dieses Satzes: Liebe dich selber! Wem die Liebe zu sperrig oder zu weit weg ist, kann auch den Satz nehmen: „sei im Reinen mit dir“ oder „wertschätze dich selber“. Sieh dich selber als Mensch, der es wert ist geliebt zu werden.

Ein Mensch

Als Mensch mache ich immer wieder Fehler. Etwas, das ich sage, verletzt jemand anderen. Ich möchte dazugehören, und deswegen traue ich mich nicht, mich zu zeigen, wie ich wirklich bin, und verleugne mich selber. In diesen Momenten scheint die Liebe zu mir verschwunden zu sein. Ich sehe mich als schwach, denn ich kenne mich auch anders. Aber die Liebe zur mir ist nicht verloren.

Wenn mein Mann etwas sagt oder tut, das mich verletzt, ärgere ich mich auch über ihn. Ihn kenne ich auch anders. Dennoch höre ich nicht auf, ihn zu lieben. Ich erzähle ihm von meiner Verletztheit und wir versuchen im Gespräch die vielleicht gegenseitig entstandenen Wunden zu heilen. Dafür braucht es Nähe und immer wieder aufeinander zugehen.

Immer wieder aufeinander zugehen

Wie steht es bei mir, wenn ich mich selber verletzt habe? Wenn ich mich für das, was passiert ist, verurteile und abwertende Gedanken denke, wie komme ich zurück in die Liebe zu mir selber? Auch für die Selbstliebe braucht es Nähe. Es ist wichtig, dass ich immer wieder auf mich selber zugehe. Regelmäßiges Innehalten, um in Kontakt mit mir selber zu kommen, ist mein Schlüssel, mich immer wieder mit mir zu verbinden, mir selber vergeben zu können und mich selber zu spüren.

Ein wichtiger Schritt ist für mich dabei, nie ganz aus der Nähe zu mir selber auszusteigen. Eine besondere Rolle spielt dabei mein Umgang mit abwertenden Gedanken über mich selber. Wenn diese Gedanken kommen, gelingt es mir immer öfter in eine Distanz dazu zu gehen. Meine Energie folgt meiner Aufmerksamkeit. Verstärke ich diese Gedanken? Oder gelingt es mir sie zu unterbrechen? Ja ich ärgere mich über mich selber, dennoch bin ich weiterhin ein wertvoller Mensch. Niemanden lasse ich so abwertend mit mir reden, auch mich selber nicht. Auch das ist Selbstliebe und Selbstwertgefühl.

Selbstwertgefühl ist Selbstliebe

Selbstwertgefühl ist nicht das Vorne-stehen und Sich-laut-präsentieren. Meinen eigenen Wert fühlen, das ist Selbstwertgefühl. Und diesen Wert zu fühlen, auch wenn ich mit mir selber gerade nicht im Reinen bin, ist die Herausforderung. Denn es heißt auch für mich einzustehen mir selber gegenüber. Das Gefühl, ein wertvoller Mensch zu sein, ohne, dass ich leisten muss und ohne dass ich stets alles richtig machen muss, ist dieses Gefühl, das ich mit Selbstliebe versuche zu beschreiben.

Vergiss nicht: Das gleich gilt für dich. Auch du bist wertvoll! So wie du bist. Um wertvoll zu sein, brauchst du dich nicht zu verbiegen, du brauchst es nicht allen recht zu machen. Du musst nichts leisten, um wertvoll zu sein. Du bist wertvoll, weil du bist.

Der Weg in dieses Gefühl

In dieses Gefühl hineinzugehen, kann unglaublich schwer sein, gerade wenn im Kopf die Muster aus der Vergangenheit tanzen oder du an dir und allem zweifelst. Das passiert mir immer wieder. Manchmal ist es sehr arg und der Weg zurück in die Nähe zu mir scheint nicht möglich. Kennst du das auch? Obwohl du schon oft mit dir im Reinen warst und es okay war, wie du bist, scheint auf einmal alle Nähe zu dir, jedes Wertgefühl und erst recht die Selbstliebe verschwunden zu sein.

In diesen Situationen hilft mir diese Übung: Erinnere dich an einen Moment, in dem du ein kleines Baby im Arm gehalten hast oder ein Neugeborenes dein Herz berührt hat. Wenn du magst, dann schließe die Augen und erinnere dich an eine Situation mit einem kleinen Baby. Und dann fühle in dich hinein: Ist dieses Kind wertvoll? Muss dieses Kind etwas leisten, um geliebt zu werden? Hat dieses Kind das Recht glücklich zu sein?

Und dann mache dir bewusst: Dieses Kind bis du! Du bist wertvoll und hast das Recht geliebt zu werden, ohne etwas zu leisten. Und du hast das Recht glücklich zu sein.

Öffne dein Herz

Lass diese Worte in dein Herz. Öffne dein Herz und spüre diese Worte. Wenn es dir schwerfällt, dann erinnere dich an das kleine Baby. Lass das Bild des Babys hochsteigen und öffne dein Herz für dieses Kind.

Ob ich mich jeden Tag liebe? Nein, das gelingt mir nicht.
Ob es mir guttut, immer wieder in Kontakt mit mir zu gehen, gütig mit mir zu sein und mich zu wertschätzen? Auf jeden Fall.

Hab’ nicht zu hohe Ansprüche. Sei gütig mit dir. Du bist es wert, mit dir selbst im Reinen zu sein. Du bist es wert, von dir selber geliebt zu werden. Du bist es wert, glücklich zu sein.

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Baby, Vater, Selbstliebe © StockSnap (pixabay CC-0)

Anne Poger

Anne Poger

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