Die Natur wirkt heilsam

Autor: Saskia Meyer van der Laan
Natur wirkt heilend

Was haben die Natur und ihre Landschaften mit Emotionen zu tun und wie helfen sie uns, Verletzungen zu heilen?

Ich habe an Orten gelebt mit sehr verschiedenen Naturlandschaften und wenn ich zurückblicke, habe ich für diese Orte immer emotionale Empfindungen gehabt. Ich kenne mich gut mit dem Flachland aus, bin ich doch in den Niederlanden geboren. Und ich liebe das Flachland und die Weite. Aber was hat das nun mit meinen Emotionen zu tun?

Im Flachland sehe ich, was in weiter Ferne vor mir liegt und wie mein Weg verläuft oder was auf mich zukommt. Kann es sein, dass ich auch auf seelischer Ebene sehen möchte, was auf mich zukommt? Zum Beispiel im Leben? Dass ich wissen möchte, wo mein Weg lang führt? Fehlt es mir sogar an innerer Sicherheit, wenn ich das nicht sehen kann? Ich für meinen Teil kann das nur mit Ja beantworten.

Im Sauerland, wo ich auch gelebt habe, ist das mit dem Sehen, was auf dich zukommt, etwas schlechter. Entweder du kletterst auf den höchsten Hügel oder du lernst hindurch zu gucken – schrecklich!

Wenn ich mit meinem Hund wandern war, wollte ich immer schnell oben auf einem Hügel sein, damit ich sehen konnte, was vor mir lag. Nun – ab und zu hatte ich Glück und der nächste Hügel war nicht so hoch. Dann konnte ich weit schauen, aber meistens war der Hügel entweder höher oder es gab nur Tannen zu sehen. Und die konnte ich irgendwann nicht mehr sehen. Es gab eben nur einen dunklen Wald. Ich konnte auch nicht sehen, was hinter der nächsten Kurve war. Es war ein wenig furchteinflößend und beängstigend – das Gegenteil von dem inneren Sicherheitsgefühl.

 

Meine Erholung in der Natur

Dann fuhr ich öfters für ein paar Tage auf die Insel Borkum, wo ich mehrere Jahre gelebt habe. Schon unterwegs dorthin, wenn ich die Windmühlen sehen konnte, fühlte ich mich besser. Mehr Richtung Sicherheit und Geborgenheit.

Für mich ist die Insel im Februar am schönsten, wenn die Bordsteinkanten hochgeklappt werden. Borkum wird gerne auch der „schönste Sandhaufen der Welt“ genannt.

Dann kam die Trennung von meinem damaligen Mann und ich flüchtete zurück auf die Insel Borkum. Hier fühle ich mich sicher, geborgen und sogar geschützt. Eine Insel umringt von Wasser, das wie eine Schutzmauer ist. Die Schmerzen, die ich auf dem Festland spürte, konnte ich erst hier einordnen. Ich war oft am Strand, am liebsten im Winter und bei Sturm, wenn keine Urlauber da waren. Das tosende Meer, die gewaltigen Wellen und der kräftige Wind pusteten meinen Kopf leer. Es war wieder Platz und Raum für die schönen Dinge des Lebens und ich bekam wieder Zuversicht.

Jetzt wohne ich in der Nähe von Bremerhaven. Hier gibt es ein wunderschönes Naturgebiet und die Küstenheide, wo mir alles geschenkt wird, was meine Seele braucht. In diesem Naturgebiet gibt es die Heidelandschaft und auch einen sehr kraftvollen Laubwald, wo ich oft unterwegs bin. Der Wald grenzt direkt ans Meer – also habe ich alles in einem.

Ich gehe in der Natur spazieren und genieße die Stille abseits von der alltäglichen Geräuschkulisse. Ich horche das Konzert von den natürlichen Geräuschen und erfreue mich daran.

Das alleine bringt unseren Stresslevel schon herunter. Wenn wir dort sind, können wir uns mehr fallen lassen. Wir kommen uns wieder näher.

Zu jeder Jahreszeit ist es pure Erholung. Im Herbst, rascheln die Blätter auf dem Waldboden, im Winter kitzelt die kalte Frischluft beim tiefen Einatmen in der Nase (vor allem in der Heide, wo das Gewächs flach ist), im Frühling schmückt das schöne helle Grün der Blätter die Landschaft und im Sommer wärmt das Sonnenlicht und begeistert mit Schattenspielen.

Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass unser Körper einen Stoff von den Bäumen aufnimmt, der das Immunsystem stärkt; die sogenannten Terpene. Wenn ich spazieren gehe, findet ab dem Moment, wo ich dort bin und die Luft einatme, schon Heilung statt. Hier fühle ich in mir eine Art Sicherheit, dass ich an einen Ort gelangt bin, wo ich meinen Weg vor mir sehen kann. Wo ich erkenne, wie ich Menschen zu ihrer inneren Wahrheit begleiten möchte. Das ist eine Frage, die mich sehr lange begleitet hat und bei der ich immer Unsicherheit empfunden habe: „Wie mache ich das?“

 

„Wie mache ich das?“

Bei meinen Wanderungen in der Natur mache ich mit den Teilnehmern Übungen, bei denen ich die Natur einbeziehe. Eine Übung, die ich sehr schön finde und auch oft für mich selbst anwende, ist folgende: Ich suche mir eine Verletzung – z. B. an einem Baum – und verbinde diese mit einer Verletzung, die ich bei mir selbst erkenne. Ich berühre dafür diese Stelle am Baum mit meinen Händen und schließe meine Augen. Dabei spende ich dem Baum und mir selbst Trost und Heilung für die Verletzung. Dadurch dass ich die Stelle mit meinen Händen berühre, wirkt das ganze viel intensiver, als wenn ich nur meine Augen schließe.

Du spürst die Verletzung mit deinen Händen und kannst dich besser hineinversetzen.

Oder wie wäre es, einen Baum zu umarmen? Wahrheitsgemäß muss ich zugeben, dass ich das erst ziemlich albern fand und mir Gedanken darüber machte, was andere von mir denken. Das brauchte also meinerseits Mut, das wirklich mal bewusst zu tun. Jetzt liebe ich es, weil ich spüre, wie viel mir das gibt. Du kannst das, was die Natur uns schenkt, für deine innere Heilung nutzen.

 

Um jetzt zu meiner Unsicherheit und dem Heilungsprozess zurückzukommen:

In der Natur finde ich diese Sicherheit und Geborgenheit. Und das, weil ich so sein darf, wie ich mich gerade fühle. Will ich tanzen, dann tanze ich und wenn ich einfach nicht reden will, dann bin ich still. Wenn ich die Kraft der Natur spüren will, dann stelle ich mich ans Meer. Wo ich demütig sein will, bin ich es. Und will ich meine innere Wut, Frustration oder ausgelassene Freude herauslassen, dann schreie ich in die Wellen.

Es gibt von der Natur keine Bewertung. Also auch keinen Leistungsdruck. Und wenn ich mal klein sein möchte, weil mir alles zu viel wird, dann darf ich auch das. Dann suche ich schöne Geschenke. Die auf dem Boden liegen, wie bunte Blätter oder kleine Kugeln, die an der Unterseite von Eichenblättern hängen.

Seit meiner Kindheit finde ich die faszinierend, wusste aber nicht, wofür sie sind. Seit ich weiß, dass darin die Larven von Goldwespen sind, musste ich es nicht weiter untersuchen, aber … über das Wiederentdecken von diesen kleinen Schönheiten freue ich mich immer noch riesig. Die Natur nimmt mich so, wie ich mich gerade fühle. Und das, was ich gerade brauche, gibt sie mir.

In der Natur finde ich die Sicherheit, dass ich ein Mensch bin, der mittels der Natur anderen Menschen helfen möchte, sich ebenfalls selbst wieder zu spüren. Ich möchte den Menschen Mut machen, dass jeder so sein darf, wie er sich gerade fühlt.

Die Natur bietet dir dafür den vielfältigsten Raum und du darfst das fühlen und leben, was du für dich gerade brauchst. Lauf also in diesem Sinne los und begegne deiner momentanen und inneren Wahrheit …

 

DU DARFST DAS!!!

 

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Das Foto wurde von Saskia Meyer von der Laan als Selbstbildnis erstellt (2021).

Saskia Meyer van der Laan

Saskia Meyer van der Laan

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