(Das Meerbild entstand zu einer besonderen Zeit. Es war das erste Bild, in den tiefsten Momenten meines Lebens)
Sie kann jeden treffen und sie wird uns verändern.
Mich hat sie im März 2019 so hart getroffen, dass ich meinen Halt und den Sinn verloren habe. Mit dem plötzlichen Unfalltod meines geliebten Sohnes veränderte sich abrupt alles in meinem Leben. Lange konnte ich nichts weiter, außer „Atmen“.
An Malen war nicht mehr zu denken, im Gegenteil, ich beschloss, nie wieder einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Mein Leben sollte ebenfalls vorbei sein, beschloss ich tief in mir.
Das Gefühl, getrennt zu sein von meinem Körper, war eine ganz neue Erfahrung für mich. Mein Körper funktionierte einfach weiter. Das erste Mal erlebte ich, dass wir nicht der Körper sind. Wir sind viel mehr.
Unser Körper ist uns nur geliehen, um Erfahrungen in dieser Welt zu machen. Zu lieben und kreativ zu sein. In welcher Form auch immer.
Die Kreativität in mir suchte immer einen Ausweg. Sie zeigte sich darin, dass ich Armbänder aus Edelsteinen und Baumperlen anfertigte, oder einfach nur in den Sand malte oder in den Wolken nach Bildern suchte.
Kreativität
„Wenn du hervorbringst, was in dir steckt, wird es dich heilen
Wenn du unterdrückst, was in dir steckt, wird es dich zerstören.
Der Sinn deines Lebens ist der, den du selbst dem Leben gibst!“
Mein Freund und Lehrer Peter sagte diese Worte bei einem Spaziergang zu mir und es geschah etwas Erstaunliches:
Ich erkannte, dass meine Kreativität, meine Malerei mir Frieden gibt. Den Frieden, den ich im Außen gesucht habe, fand ich in meiner Kreativität. In mir und in jedem von uns liegt der Sinn des Lebens!
Ich male bevorzugt das Meer, es spiegelt meine Trauer wider. Mal sind die Wellen so hoch, dass ich fürchte, zu ertrinken. Ich kann nur versuchen, mich über Wasser zu halten. Manchmal spülen sie mich an den warmen Sandstrand – sie schenken mir dann eine Atempause – bis zur nächsten großen Welle.
Die Welle
„Du kannst ihr
deine Stärke zeigen, indem du auf ihr surfst.
Du darfst ihr deine Schwächen zeigen,
indem du dich treiben lässt.
Unsere Schwächen können auch unsere Stärken sein.“
Ich wünschte,
mehr Menschen,
würden die Trauer zulassen,
sie integrieren,
ihr einen Raum geben,
auf ihr surfen oder
mit jeder Welle mitgehen.
Verstehen
„Sei nicht traurig.“
Wie sehr ich diesen Satz hasse.
Warum nicht?
Warum soll ich nicht traurig sein, wenn ich doch traurig bin! Das wäre ja so, als ob mir jemand sagt: sei nicht fröhlich, wenn ich fröhlich bin. Aber das würde ja keiner sagen, da das ja ein willkommenes gesellschaftliches Gefühl ist. Können wir denn wirklich fröhlich sein, wenn wir die wirkliche Traurigkeit nicht kennen und fühlen dürfen? Oder sollen wir sie nur bitte kurz kennenlernen, aber dann ganz schnell vergessen?
Gesegnet ist jeder, der mindestens einen Menschen trifft, der sagt:
„Ich kann deine Trauer verstehen.“
Denn Trauer ist ein Zeichen der Liebe, wenn wir Sehnsucht verspüren. Sie hat ebenso eine Daseinsberechtigung wie die Liebe selbst.
Ich möchte Botschafterin sein.
Nicht, um die Trauer zu überwinden,
sondern sie anzunehmen und mit ihr zu leben. Sie ins Leben gekonnt einzuweben, so wie alle anderen Gefühle auch.
Namaste
Bildnachweis für diesen Beitrag: Copyright Anita Dorp AMANI