Kennst du diesen Ausdruck auch?
Oft sagt ein Mensch zum anderen: „Dir fällt das einfach immer so in den Schoß.“ Was soviel meint wie: „Du musst dich nie wirklich bemühen. Alles gelingt dir wie von selbst.“
Im Gegensatz dazu steht die Aussage: „Das fällt dir doch vor die Füße.“ Diese Formulierung drückt eher das Gegenteil aus und deutet auf ein bevorstehendes Scheitern oder Misslingen hin.
Kennst du diesen Ausdruck auch? Du berichtest einem Mitmenschen voller Freude und Euphorie, was du dir so vorstellst für deine Zukunft, welche Pläne du schmiedest und Dein Projekt, das in seinen Anfängen steht. Doch plötzlich erwidert dein Gegenüber: „Ach, nun hör mal – das fällt dir doch ganz bald alles vor die Füße.“
Die Botschaft hinter der Aussage
Diese Aussage will dir sagen, dass:
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das doch sowieso nichts wird,
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du dich damit wieder übernimmst und
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es somit doch im Vorfeld verschwendete Energie ist.
Aber wem erlaubst du denn, das zu beurteilen? Diese Menschen sprechen doch nur von ihrer eigenen Begrenzung, von dem, wie sie ihre Möglichkeiten sehen und auch ihre Grenzen selbst wahrnehmen.
Vielleicht sind es auch Menschen – und das meine ich nicht abwertend – die selber nicht so über den Tellerrand gucken mögen. Personen, die ihre, wie es ja immer wieder so schön heißt, Komfortzone selber nicht verlassen mögen aufgrund eigener Begrenzung.
Der Herbst als Metapher
Ich sehe solche Situationen für mich wie die schönste Jahreszeit. Ich liebe den Herbst, denn er trägt für mich die schönste Botschaft.
Ich laufe gerade mit dir durch den Wald. Von bunten Blättern umgeben; ein paar sitzen noch an den Bäumen und die Mehrzahl liegt am Boden wunderschön bunt – überwiegend goldgelb und orange.
Im Herbst fällt mir auch alles vor und auf die Füße. Es raschelt, und die Farbpracht, die die Natur erschafft, finde ich unfassbar schön. Laub fällt mir vor die Füße.
Der Kreislauf der Natur
Der Baum wirft es ab. Aber schon ein halbes Jahr später hat der Baum sich in voller Pracht neu bestückt mit neuem Laub. Das hat er selbst geschafft und erschaffen aus eigener Kraft.
Mein Leben, mein Plan und meine Projekte sind wie der Herbst und der Frühling.
Vielleicht fällt mir mal das ein oder andere auf die Füße. Vielleicht gelingt mir mal etwas nicht. Aus einer großen Idee ist vielleicht auch mal ein Flop geworden. Hinter jedem Flop steht ein: „Immerhin habe ich es versucht.“
Und somit resultiert aus jedem Versuch auch eine Erfahrung, die aus Mut entstanden ist. Ich hatte es gewagt und ich habe nicht verloren, denn ich habe eine Erfahrung gewonnen.
Die Phase der Ruhe
Dann folgt eine stille Zeit der Ruhe und Einkehr. Du sammelst Energie, Kreativität hat ihren Raum eingenommen. Und dann legst du wieder los – so wie sich der Baum im Winter reduziert und im Frühling neu entfaltet.
Die Bäume werfen auch ihr Laub ab, um das Überleben des Baumes zu schützen. Durch das Abwerfen ihrer Blätter sparen Bäume Energie und reduzieren den Kraftverbrauch. Wenn der Baum die Blätter nicht versorgen muss, hat er eine größere Nährstoffquelle für den Stamm, die Äste und das Wurzelwerk.
Eigene Grenzen erkennen und überwinden
So ist es bei mir also auch. Wenn ich wahrnehme, dass mir ein Projekt vor die Füße fällt, versuche ich es erneut oder lasse es los, um Energie für den nächsten Plan zu haben. Eine Erfahrung reicher, mache ich mich also wieder ans Werk.
Die Einladung zur Verbindung mit der Natur
So verbinde dich doch jetzt mal in dieser Jahreszeit mit dem Herbst und der für mich größten Botschaft der Jahreszeiten:
Nimm ein Blatt in die Hand, lege etwas drauf, was losgelassen werden will, und lass es fliegen.
Stell dich an einen Baum und spüre, wie er sich neu nährt und stärkt fürs Durchhalten in der für ihn tristen Zeit und für seine Zeit des Erschaffens im Frühjahr.
„Lasse los und erschaffe neu.“ Lass die Natur dein Lehrer sein.
Bildquelle: Bianca von Berg, 2024