Wie frei willst du sein?

Autor: Viola Denda

Wie frei willst du sein?

Hat schon einmal jemand anderes über dich und deine Freiheit bestimmt?
Wie fühlt sich das an?
Wer bestimmt über die Freiheit?
In meinem beruflichen Alltag komme ich immer wieder in Berührung mit sogenannten “freiheitsentziehenden Maßnahmen”. Diese werden vom Amtsgericht beschlossen, um eine Person davor zu schützen, sich selbst zu verletzen oder anderen Schaden zuzufügen. Dann wird diesem Jemand das Recht entzogen, selbst zu entscheiden. Beispielsweise, ob er oder sie sich in medizinische Behandlung begeben will, eingeschlossen wird oder nicht. Es werden Medikamente eingesetzt, z.B. um psychische Erkrankungen, unkontrollierbare emotionale Ausbrüche einzudämmen, Suizidversuche, Selbst- oder Fremdgefährdung zu verhindern.
Immer dann, wenn die Verantwortung und Entscheidungskraft desjenigen selbst nicht zum eigenen Wohle und dem der Mitmenschen führen würde und immer erst dann, wenn ein Facharzt die Gefährdung
vorab bestätigt hat.
Es gibt also Situationen, wo zum eigenen Wohle – und dem der Gemeinschaft – von außen über dich bestimmt werden kann!

Kannst du dich daran erinnern, auch einmal über jemand anderen entschieden oder bestimmt zu haben?

Was war dein Beweggrund? Vielleicht war es eine Situation, in der du das andere Wesen vor einer Verletzung oder sonstigen Gefahr beschützen wolltest oder -aus deiner Sicht- musstest. Manches Mal warst du vielleicht auch herrschsüchtig und rücksichtslos und hast dich im Anschluss mies gefühlt. Auch ein Vorgesetzter ist in der Pflicht, im Sinne des Arbeitgebers oder der eigenen Firma manche Freiheiten der Mitarbeiter einzuschränken, damit das System funktioniert und nicht Anarchie herrscht, das Chaos Einzug hält, die gesetzten Ziele verfehlt werden. Er trägt hier die Verantwortung für andere.

Was bedeutet Freiheit für dich?

Wie wichtig ist es dir, selbst zu bestimmen, wie du deinen Tag gestaltest, mit wem du wie viel Zeit verbringst, wo du dich aufhältst, was und wie viel du isst, trinkst, in wessen Nähe du dich aufhältst und mit wem du z.B. auch deine geheimsten Gedanken teilen möchtest?
Die Gedanken sind frei… sind sie das heute noch? Oder werden sie mehr und mehr von außen beeinflusst und kontrolliert? Was zieht es nach sich, dass private Daten mit oder ohne dein Einverständnis, z.B. über dein Smartphone, verbreitet oder archiviert werden?

Wie ist das mit den Gefühlen?

Insbesondere die Liebe ist ein Kind der Freiheit. Sie kommt und geht, lässt sich nicht festhalten, nicht bestimmen und vor allem nicht erzwingen. Kontrolliere deine Liebsten nicht, damit erstickst du die Liebe. Die Liebe will atmen, tanzen, fliegen, sich ausdehnen – nicht zerdrücken lassen!
So wie du selbst. Du kannst das Leben nicht kontrollieren, nicht festhalten, nicht einsperren. Es will frei fließen, wie du selbst.
Vielen Menschen fällt es schwer, die Kontrolle abzugeben und darauf zu vertrauen, dass nichts Schlimmes geschieht. Aus Angst, etwas zu verlieren. Aus Angst, verletzt zu werden, aus Angst, Neues oder Anderes in ihr Leben zu lassen. Angst vor dem reißenden Fluss, Angst vor Veränderung. Anderen fällt es schwer, die Verantwortung anzunehmen und für sich selbst einzustehen – und die Reaktionen der anderen auszuhalten.

In welchen Bereichen schränkst du dich selbst und deine eigene Freiheit ein?

Versagst du dir die Freude am Leben, an der Liebe, an den Kostbarkeiten dieser Welt?
Welche Gedankenmuster begrenzen dich?
Manchmal stellen wir eigene Wünsche “für andere” in den Hintergrund. Ist das nicht ein zu hoher Preis, den wir dann zahlen? Niemandem ist damit geholfen, wenn wir selbst unausgeglichen sind. Im Zusammenleben müssen wir immer die richtige Balance finden zwischen der eigenen Freiheit und der, der anderen.

Wenn ich zu mir nicht großzügig bin, sondern mich zu sehr einschränke, lebe ich in meinem eigenen Gefängnis. Das bietet mir bis zu einem gewissen Grad vermeintliche Sicherheit. Aber ich beschneide mich gleichzeitig vor dem neuen Wunderbaren, was außerhalb dieser starren Regeln auf mich wartet.

Wenn ich anderen der Freiheit beraube, indem ich etwas verbiete oder Bedingungen stelle, verhindere ich den freien Energiefluss in dieser Beziehung. Selbst wenn derjenige aus meiner Sicht “alles, was er braucht” von mir bekommt im goldenen Käfig.
Der oder die Andere wird in Folge befangen handeln, denken, mir gegenüber fühlen. Die Gefühle werden möglicherweise nicht mehr wahrhaftig gelebt. Manchen bereitet aber die Freiheit auch Unbehagen, sodass sie frei-willig in ihren Käfig zurückkehren. Das ist auch eine Entscheidung. Eine Entscheidung dagegen, die volle Verantwortung für sich zu tragen. Jeder Erwachsene und ‘geschäftsfähige’ Mensch hat die Wahl…

Wenn ich mich vom Außen bestimmen lasse, verliere ich meine persönliche Richtung aus den Augen und damit verfehle ich vielleicht meine eigentliche Bestimmung, die mir ein erfülltes freies Leben ermöglichen könnte.

Sei wachsam, wo die Grenzen deiner Freiheit anfangen und wo sie aufhören.

Es liegt in deiner Verantwortung, diese zu achten und bei anderen deren Beachtung einzufordern.
Du entscheidest, welche Wege du gehst und mit wem du weitergehst, welche Vorzüge du beanspruchen und welche Begrenzungen du dafür in Kauf nehmen willst.
Und welche Freiheiten du dir nicht mehr bereit bist, nehmen zu lassen.

Übernehmen wir die Verantwortung und entscheiden selbst. Und lassen wir auch anderen die Freiheit, ihre eigenen Wege zu gehen.
Und wer weiß, vielleicht begegnet man sich ja und geht frei-willig ein Stück zusammen …

Freiheit ist das höchste Gut.
Sie ist der Raum, den unsere Seele zum Atmen braucht!

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