Was glaubst du eigentlich, wer du bist?

Autor: Sven Sewcz
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Im Laufe deines Lebens lernst du viele Menschen kennen. Mit einigen bist du eine Weile denselben Weg gegangen, mit anderen lebst du aneinander vorbei. Du hast ganz unterschiedliche zwischenmenschliche Bindungen zu den Menschen. So teilen sich diese Menschen auf bestimmte Bereiche deines Lebens auf. Ein Mensch ist dir sehr wertvoll als Partner, der andere als Freund, der nächste als Arbeitskollege und wieder einer als Jemand, mit dem du ein Hobby teilst. Mal trennen sich die Wege und dann kommen wieder neue Menschen in dein Leben. Mal schläft so eine Bindung einfach ein und mal endet sie in einem großen Krach. Und dann kommt gerne diese empörte Frage „Was glaubst du eigentlich wer du bist?“.

 

Na, wenn man mal die Ernsthaftigkeit herausnimmt, finde ich diese Frage verdammt weise. Es ist die Frage deiner Identität. Immer wieder kommst du in eine Situation, in der du dich vorstellen sollst. Neue Menschen kennenlernen – spannend! Und was sagst du dann? Hast du bereits eine Standardantwort oder sagst du, was dir gerade einfällt? Und was glaubst du, kann deine Identität darstellen? Ist es dein Name? Ist es dein Beruf? Oder ist es deine Erscheinung? Bist du deine Taten? Ist es eine bestimmte Fähigkeit oder Einschränkung? Womit bist du identifiziert?

 

Aus den Augen der Anderen

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ – Diese Frage zielt darauf ab herauszufinden, wer du glaubst zu sein. Wie gut kennst du dich? Und geht deine Beobachtung Hand-in-Hand mit der Beobachtung der Menschen um dich herum? Als ich dieses Thema bei einem meiner Meditationsabende behandelte, habe ich mal ganz anders begonnen, als man den Meditationsabend von mir gewöhnt ist:
„Heute möchte ich mit einer Vorstellungsrunde beginnen. Allerdings geht es nicht darum, dich selbst vorzustellen, sondern einen anderen Teilnehmer. Suche dir dabei bitte möglichst den Teilnehmer aus, den du am wenigsten kennst. Fange mit dem Offensichtlichen an und schmücke es dann großzügig aus. Es geht nicht darum richtigzuliegen. Sei nicht verärgert, wenn die Fakten, die über dich gesagt werden, falsch sind, sondern sieh diese Übung einfach spielerisch an.“

 

Eine kurze Übung:
Erinnerst du dich an eine Situation, in der sich ein Mensch eine Meinung über dich gebildet hat, die dich positiv oder negativ überrascht hat?

 

Mir selbst fallen unzählige Situationen ein – dir auch? Und was macht das mit dir?
Da ich selbst, na sagen wir mal ‘zurückhaltend’ spreche, interpretieren viele Menschen, was sie glauben zu wissen, statt mich zu fragen. Oft liegen die Menschen richtig, aber oft liegen sie auch völlig daneben. Das hat mich dann immer sehr aufgewühlt und geärgert. Und damals war ich auch noch nicht so intellektuell, das ein- oder andere nachhaltig zu erklären. Doch ich habe irgendwann erkannt, dass es auch nur eine Frage des Glaubens ist. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ – „Ja was glaubst DU denn, wer ich bin?“. Nur dass meistens die Worte „ich glaube“ weggelassen werden. Also statt zu sagen „Ich glaube, der Sven hat da keine Lust drauf.“ heißt es nur „Der Sven hat da keine Lust drauf.“. So klingt es für einen dritten natürlich wie eine unumstößliche Wahrheit.

 

Für vieles bin ich auch einfach unempfindlich geworden. Die Ärzte haben dazu eine starke Botschaft mit dem Song „Lass die Leute reden…“ in die Welt gesetzt. Obwohl es schade ist, dass Menschen nur glauben, was sie glauben wollen und dich dann schnell einfach verurteilen. Auch genial finde ich die Textzeile “Lass dir keinen Scheiß erzählen über mich von Menschen, die sich in Wahrheit selber hassen.” von Cr7z. Sie geht nochmal darüber hinaus und sagt, dass Menschen, die unzufrieden mit sich selbst sind, andere Menschen schlechter machen müssen, um sich weiterhin mindestens auf Augenhöhe fühlen zu können.

 

Was Worte nicht ausdrücken können

Ich denke behaupten zu können, sehr eloquent zu sein, aber ich stelle immer wieder fest, dass auch die treffendsten Worte in manchen Situationen nicht ausreichend sind. Manches kann man nicht in Worten fassen. Manches muss man erleben. Manchmal reichen die Worte auch nicht aus, um etwas zu bestärken oder zu entkräften. Also musst du manchmal einfach mit Taten sprechen.

 

Der Mensch ist sehr facettenreich und verändert sich in jedem Moment. Was erlaubst du dir also, mich zu fragen, was ich glaube, wer ich bin? Kennst du mich etwa besser, als ich mich kenne? Wer kann schon sagen was wahr ist? Ich sehe einen Teil, den du nicht siehst. Du siehst einen Teil, den ich nicht sehe. Und dann ist da noch der Teil, den wir beide nicht sehen und der im Dunkeln bleibt. Und über die Schnittmenge brauchen wir nicht zu reden.

 

An dem Meditationsabend mit dem ungewöhnlichen Einstieg habe ich auch eine ungewöhnliche Abschlussübung gemacht. Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig etwas von sich erzählen. Jeder Satz sollte mit „Ich“ beginnen: „Ich bin“, „Ich werde“, „Ich will“, „Ich habe“, …
Es war ein Geschenk zu erleben, wie die Teilnehmer aus sich herausgekommen sind und mit voller Euphorie einander erzählt haben, was sie erfreut, was sie bewegt, was ihr nächstes Projekt sein soll und mehr.

 

Und jetzt bist DU dran:

„Was glaubst du eigentlich wer du bist?“ ;D

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Junge, Löwe @ SarahRichterArt (pixabay CC-0)

Sven Sewcz

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