Der Termin für meinen Blog-Artikel rückt immer näher. Ich suche nach Themen, stecke fest. Nichts passt. Anfänge für einen Artikel finden keinen Fortgang. Ich schwimme, werde nervös und hadere mit mir.
Und jetzt?
Zugegebenermaßen ist meine momentane Situation nicht ganz einfach. Eine Krankheit flammt wieder auf und ich bin gehandicapt. Da diese Krankheit meine Gedanken beherrscht, bleibt kein Platz für Aktivität. Ich finde ständig Gründe, Dinge nicht zu tun. Ich sage Termine ab, weil ich nicht kann.
Diese Stimme in meinem Kopf ist so laut, dass ich die leise überhöre. Es ist die leise Stimme, die mich darauf hinweist, dass ich mir gerade völligen Unsinn erzähle: Ist es tatsächlich so schlimm, dass ich nicht nach draußen in die Natur gehen kann, nicht zum Malen gehen, nicht zu Peters Meditation fahren kann? Ist es so dramatisch, dass ich nicht in der Demenzgruppe, die ich so liebe, aushelfe? Und ist es tatsächlich so hart, dass es mir nicht möglich ist, meinen Blog-Artikel zu verfassen?
Hinschauen
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, betrüge ich mich. Ich habe schlimmere Zeiten hinter mir. Ich muss den Menschen gegenüber meine lächelnde Maske fallen lassen, die ich stets parat habe. Andere würden mich fragen, was denn mit mir los ist. Demenzkranke Menschen würden mir zum x-ten Mal sagen, dass ich so still bin. Dies auszuhalten, ist für mich eine Herausforderung.
Wie wäre es denn, wenn ich zeige, dass es mir gerade nicht gut geht? Es sträubt sich alles in mir. Ist es doch positiver, sich gut gelaunt und allzeit bereit für ein nettes Wort zu sein?
Zeig dich
Dieser Satz klingt immer wieder in meinen Ohren.
Also nehme ich meinen Mut zusammen und gehe unter die Menschen und zeige mich so wie ich mich gerade fühle. Ich zeige mein Gesicht, das nicht lächeln kann, da sonst (vielleicht) der Schmerz kommt. Mein Gesicht wird momentan ohne Lächeln auskommen.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich versuche meine Maske zu finden oder mich verstecken zu wollen. Dann bin ich nachsichtig mit mir, atme tief durch und mache weiter. Um nicht weiter im Sumpf meiner Gedanken steckenzubleiben, gibt es nur eins: den negativen Gedankenstrom in Aktivität zu wandeln. Das ist die Energie, die meinen Körper, meinen Geist und meine Seele wieder zum Klingen bringt.
Die Freude und das Wohlbefinden entstehen, wenn ich mich meinen Möglichkeiten entsprechend aktiviere. Es gibt immer etwas, was ich tun kann. Auch kleine Schritte bringen mich voran. Es liegt in meiner Macht.
Bildnachweis: Eigene Aufnahme von Cordula Duve