Genug ist genug?
Ein glückliches Leben wünscht sich fast jede*r für sich selbst und seine Liebsten. Ständig sind wir auf der Suche nach der einen, wahren Erfüllung. Das Ziel dieser Erfüllung und des Glücks definiert jede*r anders. Viele aber streben einen gewissen Zustand an nach dem Motto: Wenn ich dieses oder jenes besitze oder erreicht habe, dann ist mein Leben gut und ja: dann kann ich mich zurücklehnen, dann habe ich es erreicht. Allerdings ist es ganz oft so, dass die Ziele im Laufe des Lebens immer horrender werden, je mehr man erreicht hat. Dann wird das normale Maß an Ziel schnell überschritten, denn: Ein Genug muss man erst einmal können.
Perpetuum mobile: ein permanentes Streben
In unserer Leistungsgesellschaft wird uns sehr früh klargemacht, dass ohne die entsprechende Leistung ein gewisses Ziel nicht erreicht werden kann. Und so drillen nicht nur die Eltern die Kinder in der Schule zu Bestnoten, sondern die Schüler*innen entwickeln schon sehr früh eine Art Konkurrenzkampf untereinander. Dann wird ein super Abi angestrebt, denn damit wird die Berufswahl leichter. Dann einen guten Abschluss erreichen, natürlich einen guten Job bekommen, Karriere machen, Wohnung, Familie, Hund, Katze, irgendwann einmal ein Haus, einen Wintergarten, einen Pool … und so geht das weiter und weiter.
Ankommen bei dem Wichtigen
Immer ist man bestrebt, etwas zu erreichen. Und wenn es nicht erreichbar ist, dann müssen wir eben weiterstreben. Das Streben macht natürlich wenig Sinn, wenn man nicht (irgendwo) ankommen wollte. Also wird danach gestrebt anzukommen: im Job ankommen, im Leben ankommen, in der Beziehung ankommen u. s. w. Aber bei diesem ganzen Streben und dem Versuchen verliert man schnell den Blick für das Wesentliche im Leben. Für das, was wirklich wahr und wichtig ist und für das, was das Leben wertvoll macht, es ausmacht.
Das Glück und das Sein
Natürlich sollten wir alle Ziele und Vorstellungen darüber haben, was unser Leben in Zukunft ausmachen könnte. Die Zukunft muss sich ja irgendwie gestalten lassen, es müssen Pläne gemacht werden. Und vor allem muss es Träume geben. Gar keine Frage! Nur sollten wir zugleich die Fähigkeit pflegen, das Leben in allen Facetten zu genießen. Und zwar in diesem Augenblick, im jetzigen Geschehen. Wie John Lennon schon so treffend formulierte: „Das Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“
Weniger ist (oft) mehr
Vielmehr geht es wohl darum, das eigene, gute Maß zu finden zwischen dem, was man anstrebt und dem, was da ist. Womöglich geht es darum, das Glück nicht mehr in der Fülle der Dinge und der Möglichkeiten zu suchen, sondern glücklich zu sein. Einfach so.
Schon Aristoteles und Michelangelo wussten: Das Ziel des Weisen besteht nicht darin, das Glück zu erlangen, sondern darin, Unglück zu vermeiden. Via Negativa ist die Kunst, Überflüssiges wegzulassen. Vielleicht ist es besser, ein wenig weniger strebsam zu sein. Oder etwas (weg) zu lassen, als es noch mehr zu wollen. Womöglich ist es manchmal angebrachter, aus seinem Terminkalender zu streichen, anstatt ihn noch voller zu packen. Ganz sicher hingegen macht es uns glücklicher, wenn wir es vermögen, in dem, was wir (bereits) haben, die Fülle zu erkennen.
In meinem Podcast PleromaLIfe, LebensfreudeFülleLeichtigkeit philosophiere ich jeden Monat zu einem neuen Thema. Das Thema Streben und Sein findet ihr bei weiterem Interesse bei youtube, spotify oder apple-podcast:
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