„Selig sind die Sanftmütigen…“

Autor: Ines Reich

„Selig sind die Sanftmütigen…“

Dieser Satz begleitet mich nun seit dem Ende meiner Reise nach Israel. Das erste Bild,
das zu der Sanftmut entstand, war ein scheuer, zurückhaltender Mensch, der sich aus
allem heraushält und sich selbst zurückstellt. Dieser Mensch ist voller Dankbarkeit und
Demut.
Ich selbst ließ meine Wut, Unsicherheit und meinen Zweifel weitestgehend in Israel.
Ich habe diese praktisch gegen die Sanftmut eingetauscht – dachte ich! So einfach ist
es aber nicht! Denn wenn man sich mit dem Thema erstmal beschäftigt, kommt so
Eins zum Anderen. Und vor allem wird einem mehrmals täglich bewusst, wie weit
entfernt man sich von der Sanftmut bewegt.
Oder ist es schon eine Art von Sanftmut, wenn man den Willen hat, sanftmütig zu sein?
Dazu ist es erstmal interessant sich über den Charakter eines sanftmütigen Menschen im klaren zu sein.                                                                                                                                          

Eigenschaften eines sanftmütigen Menschen:
· Freundlich
· Beruhigend
· Geduldig
· Einfühlsam
· Verständnisvoll
· Bescheiden
· Friedlich
· Selbstbeherrscht

Okay, das hört sich sehr sanft an! Bin ich so?  Will ich so sein? Ich wäre zwar gerne ein Teil der Glückseligen, aber auch zu dem Preis immer mein Anders-Denken zu unterdrücken und nicht laut gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen?
Aber halt: In dem Wort Sanftmut ist nicht nur das Wort sanft, sondern auch das Wort Mut enthalten.
Das hört sich kräftiger an – ich mag Kraft.

 

Sanftmut ist eine Tugend

Nach Aristoteles ist Sanftmut eine Tugend und Tugenden sind immer der Mittelweg
zwischen zwei Extremen, wie z.B. hemmungslosen Zorn und übertriebener Gleichgültigkeit.
Ein sanftmütiger Mensch ist „am rechten Ort, gegen die richtige Person, in der
richtigen Art, im richtigen Augenblick und in der richtigen Dauer“ zornig.
Das gefällt mir besser, denn eine völlige Selbstbeherrschung kann ich mir nicht vorstellen.
Letztendlich geht es um Gerechtigkeit. Um die Gerechtigkeit in der Welt, um die Gerechtigkeit meinem Mitmenschen und mir gegenüber!

 

Die Balance

Ich mag das Sanfte, die Stille in der Natur, entspannte Musik, ein ruhiges Miteinander,
den Reiki-Austausch… und ich mag die Kraft, die Ausdauer, den tosenden Wind, brechende Wellen, laute Musik, den Tanz und die Diskussion.
Was ich nicht möchte, ist mein Gegenüber mit Worten oder Taten verletzen.
Ich möchte aufmerksamer sein und sanfter werden, wenn ich in meine Kraft komme und ich will mutig zu mir stehen.

Wenn ich die Sanftmut leben will, ist die Balance am wichtigsten – und diese will ich halten – voller Dankbarkeit, weil ich die Möglichkeit dazu habe!

Keine Beiträge mehr verpassen