„Du bist Schöpfer Deiner Wirklichkeit.“ – Dieser Satz erscheint Dir möglicherweise wie eine daher gedroschene Phrase. Gerade auch mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen oder persönliche Schicksale. Wie kann man das so sagen? Was bedeutet das? Stimmt das?
Und wenn ja: Wie geht das?
Natürlich kann ich diese Fragen nicht beantworten, soviel sei vorweggenommen, aber ich möchte Dich gern einladen auf Erkundungsreise mit mir zu gehen.
Da kam ich also damals in diesem Leben an – in einer wahnsinnig anstrengenden Kindheit. Fast so wie in diesen komischen Shows, wo man irgendwo ausgesetzt wird und dann irgendwie überleben soll. Aber ich spürte, dass da mehr ist, als der alltägliche Struggle und mir war klar, dass ich ein schönes Leben leben möchte. Ich hatte Träume und Visionen – habe ich immer noch. Die Umstände, wie ich sie damals erlebte, wollte ich auf keinen Fall so stehen lassen. Und wenn ich nun zurückblicke, sind unglaublich viele bedeutsame Eckpunkte, die ich mir von Zeit zu Zeit gesetzt hatte, in Erfüllung gegangen. Früher habe ich mir da gar keine großen Gedanken drüber gemacht. Ich hatte einfach meine Vorstellung und habe dann entsprechend sehr diszipliniert gehandelt. Gehandelt ist untertrieben – Ich habe geackert. Dies soll jetzt hier keine Werbung für harte Arbeit werden. Denn über die Gründe, die Auswirkungen, das Bewusstsein über die Motive und die Wichtigkeit der Balance habe ich erst kürzlich noch mit meinem Therapeuten gesprochen ????. Es sei dennoch festgestellt, dass dieses Prinzip durchaus funktioniert: Hab´ eine Vision, plane, arbeite dafür, lass Dich nicht beirren und steh wieder auf, wenn Du fällst. Irgendwann bist Du am Ziel.
Schöpfer Deiner Wirklichkeit
Aber während ich dieses Ding durchzog, habe ich mich mit den Jahren immer mehr aktiv mit meinem Seelenleben auseinandergesetzt. Meine inneren Probleme, der Schmerz, die Traurigkeit möchten betrachtet, gespürt und gelöst werden. Und wenn man diese Reise antritt, kommt man natürlich nicht daran vorbei: „Du bist Schöpfer Deiner Wirklichkeit“. Es gibt eine Menge Lesestoff mit Betitelung dieser Kategorie und auf der Suche nach einem Konzept, wie das Schöpfen funktioniert, habe ich auch einiges gelesen. Zum einen wollte ich das Mystische an dem Thema erkunden und zum anderen eine wissenschaftliche Erklärung oder Anleitung finden. Denn ich hatte zwei Probleme. Ich war unglaublich gut darin „tolle“ Ziele zu setzen und diese zu erreichen. ABER: Bei dem erreichen noch größerer Ziele möchte ich mir nicht ewig einen abrackern und es gibt in meinem Leben eben nicht nur gute Sachen. Was ist mit den ganzen Stolpersteinen? Was ist mit meiner Kindheit? Was ist mit Krankheit? Was ist mit Schicksalsschlägen? Wie kommt dieses Zeug in mein Leben? Hab ich mir das auch geschöpft?
Ich habe keine Zeit
Einiges sicher – durch Unbewusstheit in meinem kreativen Prozess und was weiß ich; anderes bleibt ein Mysterium. Nehmen wir zum Beispiel mal Zeit. Ich bin ein sehr viel beschäftigter Mensch, liege fast nie auf dem Sofa oder schaue sehr selten mal fern, habe immer mehrere Projekte am Start, lese mehrere Bücher gleichzeitig, Haushalt, Kind und Job. Und vor ein paar Jahren kam mir ein richtiges Panikgefühl hoch: Ich schaffe das alles nicht. Ich habe einfach keine Zeit für diese ganzen Interessen. Das Gefühl keine Zeit zu haben wurde derart übermächtig, dass ich manchmal gefühltes Herzrasen bekam, nach Beruhigung suchte, nach Luft schnappte, nicht schlafen konnte, weil mir immer mein Herz bis zum Hals schlug. Ständig sagte ich mir: „Ich habe keine Zeit!“ Als ich mich darüber mit einer Freundin austauschte, sagte sie die heilsamen Worte: „Du kreierst Dir einen Mangel, in dem Du Dir das immer wieder sagst und Dich da so hineinsteigerst.“ Sie hatte recht. Ich war mir meiner Keine-Zeit-Orgie überhaupt nicht bewusst. Ein paar Tage später war das Problem verschwunden. Den Satz „Ich habe keine Zeit!“ versuche ich seitdem zu vermeiden. Und ich habe meine Einstellung dazu auch verändert, meinen inneren Zustand und mache heutzutage keineswegs weniger als vorher. Vermutlich hat es jeder schon einmal erlebt, wie sich die Zeit beschleunigt oder verlangsamt, zum Beispiel bei einem Unfall, wo einem ein paar Sekunden wie eine halbe Ewigkeit vorkommen. Scheinbar ist unser Zeiterleben von unserem Gemütszustand und unseren Erfahrungen, worauf wir Einfluss haben, wenn wir wollen, abhängig. Einsteins Relativitätstheorie lässt grüßen.
Nutze die Gegebenheiten
Eine andere spürbare Erfahrung war bei mir das Schlafen bei Vollmond. Man hört es immer wieder, dass man bei Vollmond nicht gut schläft, als müsse das so sein. Und so war es bei mir auch sehr oft. Als ich mich dem nicht mehr so hingeben wollte, habe ich für (Voll-)Mondnächte ein Ritual entwickelt. Ich nenne es Mondbaden. Wenn der Mond diese Kraft hat, die Menschen unruhig zu machen, dann kann ich diese spezielle Energie vielleicht ja auch anzapfen und für mich wirken lassen. Mittlerweile freue ich mich auf Nächte mit einem großen hellen Mond, der durch mein Schlafzimmerfenster scheint. Ich sehe ihn vom Bett aus, lege mich hin, mit dem inneren Gefühl wie bei einem Sonnenbad und der Erwartung, eine wunderbare Energie zu erhalten. Und ich schlafe dann sehr gut, bin erfüllt und fühle mich super. Vielleicht kreiert man also auch durch die Sicht, die man auf Dinge hat? Die Quantenphysik beschreibt den sogenannten Beobachter-Effekt: Ein Objekt (z. B. Teilchen) kann in mehreren Zuständen gleichzeitig vorliegen. Erst wenn es beobachtet wird, wird es auf einen dieser möglichen Zustände festgelegt. Joe Dispenza spricht gern vom Raum der unendlichen Möglichkeiten, wenn es ums Meditieren und Kreieren geht. Vielleicht kann ich durch die Erwartung, die ich in meine Beobachtung lege, auch beeinflussen, welchen Zustand das Objekt annimmt, also welche Möglichkeit ich wähle.
Theater des Lebens
Eine weitere ganz interessante Sicht hat mir mein Therapeut erklärt. Er hat die Theorie und Erfahrung gemacht, dass uns ungelöste Konfliktsituationen aus der Vergangenheit immer wieder als Äquivalent in unserem JETZT präsentiert werden. Was sich hieraus ergibt, ist die Chance, die ungelöste Situation dieses Mal zu verarbeiten und anders zu leben. Denn heute haben wir durch unseren Erfahrungsschatz mehr Werkzeuge und Möglichkeiten. Er schlug mir vor, die alltäglichen Szenen, die mich stressen, zu beobachten und anzuschauen wie einen Film, zurück zu adressieren in meine Vergangenheit. Um dann zu schauen, wie ich es dieses Mal handhaben kann. Vor allem, damit ich diesmal bewusst spüre und durchlebe, anstatt zu unterdrücken. Im Zuge meiner Suche nach Schöpfungsmöglichkeiten und Erklärungen für diverses „Theater“ in meinem Leben habe ich auch dieses Konzept herangezogen. Ich habe die Wahl: Wenn eine üble Situation auftritt, kann ich mich darüber aufregen, frustriert sein, mich als Opfer fühlen, mich im Aushalten üben oder ich nehme die Chance an und schaue: Was löst das in mir aus? Woran erinnert mich das? Was triggert mich da? Was liegt da jetzt für mich drin? Irgendwann teilte ich die Euphorie meines Therapeuten über diese Situationen. Ich habe gelernt meinem Chef nicht gegenüberzustehen wie früher meinem Vater; meine Kollegin nicht retten zu wollen, wie früher meine Mutter, und mich daran abzuarbeiten … und vieles mehr. Und so hat der ganze Kram sich aufgelöst; quasi „weg geschöpft“. Das habe ich schon für einige Situationen so gemacht und festgestellt, dass es recht gut funktioniert. Die Verantwortung für seine innere und äußere Gesundheit zu übernehmen, halte ich also für einen sehr kreativen Prozess.
Schöpfer von Angst oder Liebe?
Eine Anleitung zum Kreieren, die man manchmal liest, besagt, dass man das, was man kreieren möchte, mit einem Gefühl hinterlegen soll. Das kann man bewusst in der Meditation machen. Schaffe in Dir das Bild und fühle Dich tief hinein. Angedacht sind dabei eher positive Gefühle. Dankbarkeit ist hoch im Kurs, Freude usw. Aber was empfinden wir häufig? Angst. Angst vor Ablehnung, Angst vor Versagen, Angst vor Verlust, Angst vor … warum heißt es eigentlich meistens „Angst vor …“? Die Angst ist eine starke Emotion. Möglicherweise hat sie, wenn man an dieses Konzept des Kreierens glauben mag, eine starke kreative Kraft. Und sie kommt eben meistens vor der Katastrophe. Bezogen auf die konkrete Situation habe ich die Angst zu versagen, bevor ich tatsächlich versage usw. Im schlimmsten Fall habe ich davon auch schon die Bilder im Kopf und somit eine waschechte Vorlage für eine Manifestation. Natürlich ist Angst ein Gefühl, das Berechtigung hat, Gründe hat und uns durchaus schützt. Aber in meinem Leben gibt es viele Situationen, wo ich Angst getrost zum Beispiel durch Respekt ersetzen darf; wo ich Liebe für etwas in den Vordergrund stellen darf, anstatt die Angst es zu verlieren.
Experimentiere mit der Schöpferkraft
Wie Du siehst, lasse ich nichts unversucht, meine Schöpferkraft auszutesten und finde, das ist ein sehr spannendes Experiment. Ich bin überzeugt, dass es sich lohnt an unsere Schöpferkraft zu glauben und es immer wieder auszuprobieren. Jeder auf seine Weise, jeder mit dem Konzept, was ihm gefällt. Lass uns daran erinnern, was wir alles schon geschaffen haben! Wir kreieren jeden Tag: Wir kochen und backen, wir basteln, wir werkeln, wir nähen, singen, gestalten – schon im Alltäglichen. Ständig schaffen wir etwas – etwas, das es noch nie gab. Es ist unglaublich. Du bist ein Schöpferwesen ohnegleichen und kannst die Welt bewegen! Deine Welt bewegen.
Was möchtest Du hervorbringen? Sicher hast Du eine Idee. Wenn Dir die Nummer zu groß erscheint, dann koch Dir morgen vielleicht zunächst einfach ein leckeres Essen und genieße es in Freude und Gewahrsein über Deine Schaffenskraft, mit der es entstanden ist. Nächste Woche ist es dann vielleicht schon ein 6-Gänge-Menü und in einem Jahr vielleicht Dein Lebenstraum.
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