Rückblick und Demut…

Autor: Bianca Von berg

Mein Geburtstag ist der 15. August. Maria Himmelfahrt.
Jedes Jahr wieder höre ich den einen oder anderen sagen: „Was für ein schönes, besonderes Datum.“ Jahre lang habe ich darauf reagiert mit: „Na ja, ein Tag wie jeder andere“, oder: „Ja, für den einen oder anderen.“, oder eben sogar mit: „Das ist ja hier bei uns kein Feiertag.“

Ich möchte kurz nur einen Satz aus der Erklärung der Bedeutung des Tages zitieren: „Katholische Christinnen und Christen glauben, dass Maria an diesem Tag mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde… Marias Himmelfahrt bedeutet für katholische Christen, dass Maria direkt nach ihrem irdischen Leben den Zustand erlangt hat, in den andere Menschen erst nach der Auferstehung am jüngsten Tag kommen. Das Symbol dahinter ist für viele Gläubige mehr als nur ein Glaubensstandpunkt: Wenn die als Mensch geborene Maria in den Himmel aufgenommen wird, kann das jedem Menschen widerfahren. Maria versinnbildlicht somit den erlösten Menschen.“

 

Religion und Gesellschaft

Im vergangenen Jahr war dies sehr besonders. Wenige Tagen nach meinem Geburtstag reiste ich nach Israel. Als der erste Termin festgelegt wurde, wären wir am 15. August in das Flugzeug gestiegen, dorthin, in das heilige Land. Die Pandemie hat das verhindert. In vergangenem Jahr war die Vorbereitung auf diese Reise ein emotionaler Vorspann. In mir fand so etwas wie ein Rückblick statt. Es gibt diese Sprüche wie: „Wenn die Vergangenheit anruft, dann geh nicht ran, sie hat dir nichts Neues zu berichten.“, oder: „Schau nicht zurück, denn das ist vergangen. Schau nach vorne, denn das liegt noch vor dir.“

Doch plötzlich fand ich mich am Esstisch wieder und blättere in Fotoalben. Dann stand ich im Garten, schaute mich um und dachte: „Wie kann es sein, dass ich so schön leben darf, dass ich so schön wohnen darf.“ An meinem Geburtstag kamen die Reiseunterlagen für die Reise nach Israel. Ich hielt diesen Umschlag in den Händen, weinte und dachte: „Wie kann es sein, dass ich das erleben darf.“ Und dann schaute ich zurück. In diese Fotoalben oder auch in meiner Gedankenkiste in dem Bilderbuch von damals. Ich führte ein Leben im Nichts. Im Minimalismus der negativsten Art. Die kleine Bianca, die so nie leben durfte, die so etwas nie erleben konnte, der so etwas nie ermöglicht wurde. Diese Bianca sah ich vor mir. Ich sah auch meine Geschwister, die sich nicht so aus dem Leben von damals befreien konnten. Und es stellt sich die Frage: „Warum darf ich das heute und warum können sie es nicht.“

 

Eine tiefe Demut entsteht

Eine grenzenlose Dankbarkeit breitete sich aus.
Eine unglaubliche Liebe zu meinem Leben von diesem Moment und zu allem, was mich Gutes umgibt. Und eine grenzenlose Freude auf diese Reise. Es ist ein Gefühl, als würde ich nach Hause fliegen. Maria Himmelfahrt: „Maria wurde mit Leib und Seele aufgenommen in den Himmel, nachdem sie ihre Aufgabe auf Erden erledigt hat.“
Bianca wird nicht aufgenommen in den Himmel, denn ich bin hier noch nicht fertig. Bianca wurde aufgenommen in Israel, um ihr eindeutiges „warum bin ich hier“ in Erfahrung zu bringen. Aber eines habe ich bereits vor der Reise in Erfahrung gebracht. So ein Rückblick schadet nicht. Er erfüllt Dich mit Stolz, wenn du nach dem Zurückblicken auf dein jetziges Leben und in den Spiegel schaust und dir selber sagst: „Das hast du gut gemacht.“

Vergiss nicht, woher Du kommst und schau, wo Du heut stehst. Aus eigener Kraft. Aus eigenem Idealismus und aus Deinem ganz eigenen JA zum Leben.
Sag Ja zu Dir und Deinem Leben.
Sag Danke zu allem, was Dir das Leben schenkt.
Zerleg nicht stets alles in Gedanken.
Sondern fühle viel mehr.
Und dann vertraue Dir und Deinem Lebensweg.

Wenn Du zurückschaust; dann nur, um mit Stolz und Liebe zum Leben weiter voranzugehen

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Rückblick und Demut. Copyright Bianca Von berg 2022

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