Gefühlt bin ich noch nicht soweit

Autor: Susanne Schaarschmidt-Bihn
Gefühlt

Während ich mit Regenjacke, dick eingepackt – in warme Schuhe, Mütze und Schal, den Kopf leicht eingezogen, an einem Spätsommertag im September spazieren ging, kam mir eine Bekannte entgegen, die auch sichtlich unzufrieden schien, mit dem plötzlichen Temperaturwechsel. Wir stellten beide fest: Gefühlt sind wir noch nicht so weit. Gefühlt sind wir noch mit Flipflops, in leichten Sommerkleidern unterwegs.

„Gefühlt bin ich noch nicht darauf eingestellt!“ „Gefühlt bin ich noch nicht so weit!“ Sätze, die ich häufiger höre, selbst denke oder zwischendurch einfach nur mal registriere, ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken. Wir wissen, alles ist ständig im Wandel, so wie das Wetter im Jahreslauf. Wandel kann durchaus mit spürbaren Veränderungen verbunden sein. Rein rational gesehen ist das so. Rein wissenschaftlich betrachtet, lässt es sich erklären. Emotional wahrgenommen, kann Veränderung das ein oder andere Lebewesen aus dem Gleichgewicht bringen. Es ist dann einfach noch nicht bereit, mit diesem Wandel umzugehen. Ein rein individuelles Empfinden.

Gefühlt bin ich noch nicht so weit, bedeutet, ich bin noch nicht bereit diese sich auftuende Veränderung anzunehmen. Eine Botschaft, die tief aus dem Herzen kommt. Denn immer dann, wenn es um das Gefühlte geht, handelt es sich um eine Nachricht aus unserem Innersten – aus unserem Herzen. Der Verstand neigt dazu, diese Herzensbotschaften mit einem einfachen „Ja“ zu registrieren und als erledigt abzuhaken oder mit einem „nein“ abzulehnen und zu verdrängen.

Ist es damit wirklich erledigt? Gefühlt bin ich noch nicht so weit, ist ein Ruf des Herzens, dem Körper und der Seele noch etwas Zeit einzuräumen. Es ist ein tiefes inneres Bedürfnis, die Ankunft im eigenen Tempo zu gestalten. Auch der Verstand braucht zwischendurch diese Zeit des Verarbeitens, des Verstehens und des Ankommens, bevor es weiter geht – bevor aus dem „nein“ wieder ein „ja“ wird.

Gefühlt bin ich noch nicht angekommen. Dieser Satz offenbart einen Zugang zu unseren innersten Bildern, die uns mit allen sinnlichen Wahrnehmungen zur Verfügung stehen. Betrachte diese Bilder und du erkennst, wo du gerade stehst. Diese Bilder verraten dir etwas über deine Bedürfnisse, deine Gefühle, deine Träume und Sehnsüchte. Sie verraten dir etwas, über das, was für dich wichtig ist. Sie sind ein Zugang zu dir selbst. Sich selbst wahrzunehmen – schenkt dir das Gefühl des Ankommens. Es weckt in dir das Gefühl des Zuhause-Seins.

Immer dann, wenn ich spüre, ich bin noch nicht bereit – ich bin noch nicht soweit, gehe ich in die Stille – in die Meditation oder raus in die Natur – tief durchatmend fühle ich mich verbunden mit meinen inneren Bildern. Schritt für Schritt schenke ich mir den Raum und die Zeit den oft unaufhaltbaren Wandel zu vollziehen.

Wie schenkst du dir den Raum, um dem Wandel entgegenzugehen?

 

Bildnachweis für diesen Beitrag: Herbstbaum, copyright Susanne Schaarschmidt-Bihn, Oktober 2022

Susanne Schaarschmidt-Bihn

Susanne Schaarschmidt-Bihn

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