Freiheit, die ich meine

Autor: Cordula Duve

Freiheit ist ein großes Wort. Jeder spricht von ihr. Der eine ist auf der Suche nach ihr, der andere glaubt, sie gefunden zu haben. Was ist Freiheit? Die Unabhängigkeit von allem? Oder einfach nur Frieden in mir?

Um ehrlich zu sein, es fällt es mir schwer „Freiheit“ zu definieren. Dennoch möchte ich versuchen, mein Gefühl für dieses wunderbare Gut in mir zu beschreiben.

Kostbare Freiheit

Für mich ist Freiheit ein kostbares Geschenk, über das ich verfügen kann. Manchmal wird es überdeckt von grauen Gedanken in meinem Kopf. Manchmal spüre ich es nicht mehr, wenn mein Herz eng ist und sich Leere in mir ausgebreitet hat. In diesen Momenten fühle ich mich gefangen und wünsche mir sehnlichst meine Freiheit zurück. Und dann wieder ist sie da, wie neu erworben. Ich fühle mich frei.

Diese Wechselwirkung zwischen ihrer Anwesenheit und scheinbarer Abwesenheit ist auch eine Art der Freiheit.
Wahre Freiheit ist immer da – sie weicht niemals von mir. Durch Kränkungen, Verletzungen und Urteile bin ich in mir gefangen und erkenne meine wahre Freiheit nicht.

Meine Erkenntnis in Israel

Im letzten Jahr reiste ich nach Israel. Nach anstrengenden, allerdings auch wunderbaren Tagen in Jerusalem, war der See Genezareth der Ort des Friedens – für den Körper Höchstleistung, für die Seele jedoch heilsam.
Am letzten Tag pilgerten wir bei über 40 Grad zur Kirche auf den Berg der Seligpreisungen. Anfänglich fand ich dort nicht die erhoffte Ruhe zum Innehalten, weil immer wieder neue Reisebusse ankamen.

Doch plötzlich auf dem Rückweg, nahe der Stelle, an dem Jesus die Bergpredigt gehalten haben soll, erfüllte mich ein überwältigendes Gefühl von kostbarer Freiheit. Ich spürte eine Lebensfreude in mir, die alles übertraf. Mir wurde klar: Ich bin diejenige, die entscheidet, wie ich lebe, fühle und wie ich meine Entscheidungen treffe! Ich hindere mich ständig nur selbst daran, frei zu sein. Es ist meine Entscheidung, endlich das „Ja“ zum Leben zu geben! Das ist meine Freiheit

Hin und wieder verliere ich das Gefühl meines kostbaren Gutes. Dann gilt es, mir dafür zu vergeben und mich an das Feuer der Freiheit zu erinnern, das in meinem Herzen brennt. Immer wieder kann ich einen Funken entzünden und gnädig mit mir sein, wenn ich das Gefühl habe, Gefangene zu sein. Ich bin Lernende auf dieser Erde.

„Zu vergeben bedeutet, einen Gefangenen freizulassen und zu erkennen, dass dieser Gefangene du selbst warst.“ (Lewis Smedes, Ethiker und Theologe)

 

Cordula Duve

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