Den Faden aufnehmen

Autor: Barbara Brinkel

„Den Faden aufnehmen…“

Das war mein Thema für meinen letzten Meditationsabend. Ein ganz persönliches und naheliegendes lag der letzte Mediabend doch Monate zurück. In meinem Kopf lieferten sich verschiedene Geister ein Wortgefecht.
Die Einen sagten Sätze, wie: „Kannst du das noch?“ „Will nach so langer Pause überhaupt noch jemand kommen?“„Ist deine Arbeit glaubwürdig, wenn du sie so unregelmäßig und so kurzfristig anbietest?“
Die anderen wisperten, viel leiser und schüchterner: „Komm, mach einfach!“ „Worauf wartest du (immer)?“   „Es macht dir doch immer so viel Freude?“ Und: „Was würde denn schlimmstenfalls passieren?“

Diese letzte Frage war so leicht zu beantworten: Schlimmstenfalls passiert nichts!
Wenn keiner Zeit hat zu kommen und teilzunehmen, ist grade halt nicht die richtige Zeit.
Das ist keine Bewertung, sondern eine Tatsache.
Und sollte niemand antwortet ist die Meditation für die Menschen, die ich angeschrieben habe, eben nicht relevant, nicht in diesem Moment oder grundsätzlich.
Und auch das ist keine Bewertung.
Beide Aspekte haben nichts mit mir zu tun und bedürfen daher auch nicht meiner Bewertung.

 

Und so entschied ich mich: Ich traue mich! Denn was soll schon passieren?

Ich nahm den Faden, Meditation anzubieten, auf,
weil ich große Freude daran habe,
weil ich den Kreislauf von Geben und Nehmen so deutlich bei der Meditation empfinde und erlebe,
weil ich weiß, dass es Menschen gibt, die meine Art der Meditation mögen,
weil ich weiß, dass ich die Worte finde, die grade passend sind,
weil ich weiß, dass ich eine gute Intuition habe, mich mit meinen Teilnehmerinnen zu verbinden,
weil ich weiß, dass ich Meditation „kann“ (oh, wie vermessen, schallt es mir entgegen…),
weil ich weiß, ich bin genug,
weil ich weiß, dass ich in Verbindung mit dem, was da oben ist, bin.

Was dann geschah, war wunderschön! Ein erfüllender und erfüllter Meditationsabend.
Die Erkenntnis, dass sich so unterschiedliche Bedeutungen und Ebenen in Bezug auf das Thema auftun war so bereichernd. Genau wie zu hören, welche Saiten in den Teilnehmenden erklangen, welche Fäden wieder aufgenommen wurden.

An diesem Mediabend wurden mir  viele Impulse geschenkt. Sie machten mir klar, was alles entstehen kann, wenn der Faden wieder aufgenommen wird. Sei es beruflich oder in Beziehungen zu anderen oder  zu meinem Selbst. Und mir ist klar geworden, dass es oftmals einer guten Portion Mut bedarf, den Faden oder sogar die Fäden wieder aufzunehmen.

 

Viele Fäden laufen in dir zusammen. Sie machen dich vollständig und in Momenten des Gewahrseins glücklich.

Die Fäden, die wieder aufgenommen werden, motivieren und lassen neues entstehen. Sie geben Raum für Bewegung. Der Strang vieler Fäden macht stärker und selbst-bewusster.

Und dann kam mir die Erinnerung an meine erste bewusste Begegnung mit meinem
Roten-Faden. Es hat mich mutlos gemacht, dass er sehr oft durchhing oder sogar verloren ging.

Während des Mediabends erkannte ich die Verbindung zwischen dem Faden, der wieder aufgenommen werden will und dem Roten-Faden, der sich durch unser Leben zieht und bisweilen verloren zu gehen scheint. Diesem Faden, der bisweilen fein und zart gesponnen ist und uns ein berührendes, bewusstes und letztlich vielfältiges Leben zu führen ermöglicht.

Beide sind wie ein alter Bachlauf, der in mäandernden Schleifen verläuft – mal verschwindet er,  um dann wieder aufzutauchen, seinen Weg weiter suchend. Es liegt nicht in seiner Natur schnurgerade, in gleicher Geschwindigkeit und Fülle zu fließen.

Es bedarf des Mutes, die Fäden wieder aufzunehmen oder auszuhalten, wenn sie mal verloren gehen.

 

Meine persönliche Erkenntnis,

dass der Faden auch mal durchhängen darf,  sich dahin schlängelt und einen längeren Weg nimmt, macht es mir leichter, gnädig mit mir zu sein,
macht es mir leichter, mutig zu sein,
macht es mir leichter, zu akzeptieren, dass es gut ist, wie es grade ist,
macht es mir leichter, dankbar zu sein für das, was da ist,
macht es mir leichter, Mitgefühl mit mir und anderen zu haben, und
macht es mir schließlich möglich, Frieden zu schließen – in mir!
Der Faden ist meine Verbindung zum Himmel!

Nun schließ einmal deine Augen und erinnere dich an die Bedeutung deines Roten-Fadens.

Barbara Brinkel

Barbara Brinkel

Telefon: +49 173 2605043
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