Abschied ist Anfang
Am Ende eines Jahres blicke ich zurück auf das, was war und voraus auf das, was kommt. Ich verabschiede mich von diesem Jahr, das mir viele Herausforderungen, aber auch viel Freude gebracht hat. Ich bin dankbar für alles, was ich erlebt und gelernt habe, und ich bin gespannt auf das, was mich im neuen Jahr erwartet.
Das Leben ist eine Reise, die aus vielen Etappen besteht, die ich mit Mut und Offenheit angehen möchte. Dabei lasse ich mich von einem Gedicht inspirieren, das mir viel bedeutet. Es ist „Stufen“ von Hermann Hesse, einem bedeutenden deutschen Dichter.
In diesem Gedicht spricht er davon, wie wir uns immer wieder verändern müssen, um zu wachsen und zu reifen. Er ermutigt uns, nicht an dem festzuhalten, was war, sondern dass wir uns auf das freuen sollen, was kommt.
Der Zauber des Neubeginns – Altes loslassen
Ein Vers aus diesem Gedicht berührt mich besonders: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Dieser Vers erinnert mich daran, dass ich jeden neuen Abschnitt meines Lebens, sei es ein neues Jahr oder eine neue Phase, mit Hoffnung und Begeisterung begrüßen soll, denn er bietet mir immer neue Möglichkeiten und Chancen.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass die Schönheit und der Glanz der Jugend nicht für immer bleiben. Im Gedicht wird dies mit einer Blume verglichen, die nicht ewig blüht. Deshalb macht es keinen Sinn, dass ich mich an das Alte klammere, sondern dass ich bereit sein soll, loszulassen. Mit der Bereitschaft des Loslassens öffnet sich für mich die Tür zu einem neuen Anfang, der wie ein unbeschriebenes Blatt vor mir liegt.
Herausforderungen annehmen
Ich bin bereit, mich den Herausforderungen zu stellen, die das Leben mir bietet. Ich weiß, dass ich nur wachsen und lernen kann, wenn ich mich aus meiner Komfortzone herauswage und neue Erfahrungen sammle. Das Leben ist spannend und voller Möglichkeiten, wenn ich offen und mutig bin.
Ich lasse mich nicht von einem Ort oder einer Situation binden, sondern gehe hoffnungsvoll durch die Phasen meines Lebens. Ich folge dem Weltgeist, der mich nicht einschränken, sondern erweitern und erhöhen will. Ich bleibe nicht stehen, sondern bin immer bereit zum Aufbruch auf den Wegen meines Lebens. So kann ich mich von der Gewöhnung und Langeweile befreien, motiviert und interessiert bleiben.
Leben ohne Ende
Vielleicht wird auch die Todesstunde mir neue Räume zeigen, in denen ich jung und lebendig bin. Der Ruf des Lebens wird niemals verstummen, sondern mich immer weiterführen. Also, Herz, nimm Abschied und sei gesund!
Mit diesen Botschaften des Gedichtes lebe ich jeden Tag bewusster und spüre immer mehr die Liebe des Lebens.
Ich glaube an ein Leben ohne Ende, das über die Zeit hinausgeht. Wenn ich sterbe, werde ich in eine neue Dimension des Lebens eintreten. Ich habe keine Angst vor dem Abschied, denn er wird mir die Tür zur Ewigkeit öffnen. So wird der Abschied zum Anfang.
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(Hermann Hesse)
Dieser Beitrag stammt aus der Feder von Andrea Siegert
