Wie ich meine Träume wieder leben kann

Autor: Verena von Bodelschwingh

“Wann kann ich meine Träume wieder leben?”

So begann die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Steinmeier: Er berichtete, dass dieser „tiefe Seufzer“ eine von vielen Tausend persönlicher Botschaften war, die ihn zu Weihnachten 2020 erreicht haben.

Das hat mich sofort aufhorchen lassen, denn dieses Thema begleitet mich seit geraumer Zeit.
Was hält uns denn eigentlich davon ab, unsere Träume zu leben?
Die derzeitige Lebenssituation? Die dunkle Jahreszeit? Der Job? Die Kinder? Das Geld?

Was sind persönliche Träume?

Und was sind denn eigentlich die Träume?

Eine zugegebenermaßen etwas überspitzte, aber dennoch wunderbare Darstellung dieses Themas ist der Film
„Die fabelhafte Welt der Amélie“. Eine meiner Lieblingsszenen ist die, in welcher der Vater von Amelie zu seiner Reise aufbricht.

Dieser Vater findet sein ganzes Leben lang Ausreden dafür, dass er eigentlich nichts tun muss. Seine größte Freude ist es, seinen Werkzeugkasten auszuräumen, sauberzumachen und wieder einzuräumen…oder ähnliche Dinge, die einen zwar beschäftigt erscheinen lassen, aber eigentlich gar keine erfüllende Tätigkeit darstellen. Erst recht haben sie nichts mit einem traumhaften Leben zu tun. Die einzige große Aktion ist, dass er einen Gartenzwerg aufstellt.

Was bremst uns denn aus? Was hindert uns, unsere Träume zu leben?

Träume zulassen

Erst einmal müssen wir erkennen, was unsere Träume sind und zulassen, dass wir Träume haben dürfen.

Eines Tages, nachdem Amélie selbst erkannt hat, dass das Leben nicht nur aus Stagnation besteht, will sie nun ihrem Vater helfen zu leben. Aber da er überhaupt keine Idee davon hat, was das sein könnte und keine Träume, also nichts, wofür es sich lohnen würde aufzubrechen, führt seine Tochter es ihm plastisch vor Augen: Amélie kommt nun auf die Idee, den Gartenzwerg ihres Vaters auf eine Weltreise zu schicken.

Sie gibt ihn heimlich einer Freundin, die Stewardess ist. Und die nimmt den kleinen Kerl mit. Sie fotografiert den Gartenzwerg vor allen Sehenswürdigkeiten der Länder, in die sie reist. Der Vater bekommt jetzt regelmäßig Post aus Amerika, aus Kambodscha, von der ganzen Welt. Jedes Mal blickt er kopfschüttelnd auf die Fotos mit seinem geliebten Gartenzwerg und murmelt: Ich verstehe das nicht. Am Ende des Films sitzt er gemütlich im Gartenstuhl und denkt an nichts Böses, als er plötzlich entdeckt, dass sein Gartenzwerg wieder zurückgekehrt ist. In der nächsten Szene sieht man, wie der Vater mit gepackten Koffern endlich durch das Gartentor tritt und auf große Reise geht. Er durchbricht die Starre und begibt sich in den Fluss des Lebens.

Er hatte irgendwann einfach aufgehört zu träumen; er dachte, es stehe ihm nicht zu, hat seine Situation nicht mehr reflektiert und sich dann einfach an dieses Leben gewöhnt.

Träume erkennen

Kennst du so etwas?

Bei mir war das ähnlich. Ich hatte allerdings kein tristes, sondern im Gegenteil ein sehr gefülltes Leben. Ich hatte Spaß an meiner Arbeit; habe mir zusammen mit meinem Mann ein wunderbares Leben aufgebaut, in welchem wir viele Aktivitäten hatten und haben, sowohl beruflich als auch privat. Wir haben uns viele Träume erfüllt und eigentlich war damals soweit alles super.
Und eines Tages trat die Frage nach meinen Träumen in mein Leben.

“Was sind deine Träume?”

Erst da wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte.
Auch ich hatte gar nicht mehr darüber nachgedacht, ob das schon alles war im Leben oder ob da noch etwas kommen würde. Da alles so wunderbar lief, war es mir gar nicht aufgefallen: Ich war einfach nur noch mit dem Leben mitgelaufen.
In dem Moment, als ich das bemerkt hatte, musste ich mir erst einmal wieder darüber klar werden, was denn meine Träume sind. Zwar wusste ich jetzt, dass man welche braucht. Das habe ich deutlich gespürt. Aber es war gar nicht so einfach, wieder wirkliche Träume zu entwickeln.
Ich habe angefangen zu recherchieren, was man denn so träumt.

Materielle Träume oder Erfahrungen sammeln?

Das Internet bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten: Traum-Reisen, Traum-Autos, Traum-Küchen, Traum-Strände …
Und schon allein beim Reisen gibt es ja auch wieder so viele Möglichkeiten: das Luxus-Fünf-Sterne-Ressort oder der kleine VW-Bus, Surfen im High-Society-Hotspot oder die kleine Waldhütte.

Viele meiner materiellen Träume waren erfüllt. Die anderen hatte ich vergessen. Ganz langsam aber begann ich wieder zu überlegen, welche Dinge, welche Länder mich denn einmal interessiert hatten und was ich da alles vorgehabt hatte. Je mehr Raum ich der Beschäftigung mit meinen Träumen gab, umso mehr entstand wieder in mir.

Ich begann, eine Löffelliste zu schreiben. Das bedeutet: eine Liste mit Dingen, die ich in meinem Leben noch erleben wollte. Und die Träume, die zu mir kamen, wurden beweglicher und lebendiger. Aus der zähen Masse wurde wieder ein richtiger Fluss. Das war ein befreiendes Gefühl.

Träume leben

Wenn man sich einmal wieder seinen Träumen zugewandt hat, dann entstehen auch immer wieder neue. Das Leben bleibt bunt und im Fluss. Was mich davon abgehalten hat, meine Träume zu leben, war, dass ich gar keine Träume mehr gehabt hatte.

Und dann, nachdem ich das erkannt hatte und meine Träume wieder da waren, musste ich es ja auch noch umsetzen. Das bedeutet, dass man es (einfach) tut und sich nicht von seinen inneren Gegnern davon abhalten lässt. Natürlich gibt es aber auch immer wieder äußere Gegner, die uns daran hindern, unsere Träume zu leben. Aber jetzt liegt es an uns, wie viel Raum wir dem geben. Daher finde ich es hilfreich zu wissen, wofür ich denn diese Träume habe.

Mein ganzes Leben kam also wieder in Fluss und in Bewegung. Und genau das ist es, was ich weitergeben möchte. Das Leben funktioniert in der gebenden Richtung. Dadurch, dass ich durch die Verbindung zu meinen Träumen selber wieder Kraft sammeln, Ideen haben kann und dadurch selber wieder mehr Lebensfreude spüren kann, wächst in mir umso mehr mein Bedürfnis, das auch an andere Menschen weiterzugeben.

Schon das Zulassen und die Beschäftigung mit den Träumen führt zu mehr Lebensfreude. Wenn man auch den ein oder anderen Traum jetzt gerade nicht erfüllen kann, so hat man doch viel mehr Möglichkeiten, aus diesen Träumen heraus etwas Gutes entstehen zu lassen.
Das können auch unerwartete Dinge sein. So hätte ich vor ein paar Jahren niemals geglaubt, dass ich einmal als Reiki- und Meditationslehrerin arbeiten würde. Und auch daraus entstehen immer wieder neue Träume, Ideen und Inspirationen.

Deine persönliche Ausrichtung

Lass’ nicht die Sehnsucht nach bestimmten Dingen, die gerade nicht gehen, dein Träumen blockieren, sondern nimm’ dir Zeit für noch mehr Träume. Dann tritt durch das Gartentor in den Fluss des Lebens.

Wann kannst du deine Träume wieder leben? Die (für) mich überzeugende Antwort lautet: Wenn du Träume hast!

Wenn du magst, nimm dir jetzt direkt mal einen Moment Zeit. Setz’ dich aufrecht hin und verbinde dich mit deinem Atem. Spüre das Fließen deines Atems. Ein und aus. Und jetzt frage dich mal:

Was hindert dich daran deine Träume zu leben?

 

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Quellen:
Jeunet, Jean-Pierre: Die fabelhafte Welt der Amelie, Le fabuleux destin d’Amélie Poulain (original title) [Film]. Frankreich/BRD: Claudie Ossard Productions, Union Générale Cinématographique (UGC), Victoires Productions 2001.

FOCUS Online Group GmbH(Hrsg).Die fabelhafte Welt der Amelie@Cinema.de.
<https://www.cinema.de/film/die-fabelhafte-welt-der-amlie,1341548.html> (24.01.2021).

RousseauMusique@youtube.com (Hrsg).Yann Tiersen – Comptine d’un autre été (Amélie). USA 2019.
<https://www.youtube.com/watch?v=PaXKf0JEzEA&feature=emb_logo> (24.01.2021).

Bildquelle:
Das Foto von Verena von Bodelschwingh wurde von Claudius Eisentraut erstellt (2021).

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