Deine Erlaubnis

Autor: Tatjana Kowalski

In unserer Kindheit sind wir nach den Vorstellungen und Glaubenssätzen unserer Eltern, Großeltern, Tanten und Onkels, sowie Erzieher:innen und Lehrer:innen geformt worden. Wir mussten oft fragen, ob wir dies oder jenes dürfen. Dann haben sie uns dafür die Erlaubnis gegeben oder auch nicht. Diese, über Jahre hinweg, verinnerlichten Einstellungen haben wir meist unbewusst mit in unser Erwachsenenleben übernommen.

In meiner Familie stand immer ganz oben, “nach Außen hin immer nett und freundlich sein”, oder  “Zähne zusammenbeißen und durch”. “Aufgeben ist was für Schwächlinge”, oder “ein Indianer kennt keinen Schmerz”. Lob und Anerkennung gab es, wenn man immer schön fleißig war und es anderen recht gemacht hat.

Nach der Trennung meiner Eltern, da war ich ungefähr 3 oder 4 Jahre alt, habe ich zum Leidwesen meiner Familie viel geweint. Meine Mutter hatte mir dann eine Heulsuse geschenkt, eine kleine sitzende Puppe mit Heulmund und vielen Tränen über dem Gesicht verteilt. Von da an haben sie immer Heulsuse zu mir gesagt, wenn ich anfing zu weinen. Für meinen Schmerz hatte sich keiner interessiert.

Schmerzhafte Themen annehmen

Nach Jahrzehnten meines Lebens bin ich wieder mit einem schmerzhaften Thema aus meiner Jugend konfrontiert worden. Scheinbar konnte sich dieses bislang erfolgreich gut verdrängte Thema aufgrund meiner unsicheren Partnerschaften nicht zeigen. Doch jetzt, wo ich mich in einer emotional sicheren Beziehung befinde, lässt es sich nicht mehr aufhalten. Ich habe körperliche Symptome wie Schwindel und Tinnitus bekommen und danach kamen immer mehr Bilder in mein Bewusstsein.

Es fiel mir unendlich schwer zu akzeptieren, dass das jetzt so ist. Tausende Abers aus meiner Kindheit machten sich in mir breit. Ich konnte und wollte es einfach nicht annehmen. Doch ich konnte auch nicht arbeiten. Das Thema will jetzt gesehen und verarbeitet werden. Ich habe mir dann erlaubt, Hilfe in Anspruch zu nehmen und habe eine Beratungsstelle aufgesucht. Dort hat man mir gesagt, dass das sehr lange dauern kann, bis ich wieder arbeitsfähig bin. Das hat mich dann nochmal umgehauen. Das geht doch nicht, rief es in mir, ich muss doch arbeiten! Ich konnte mir einfach nicht erlauben, für eine längere Zeit krankgeschrieben zu sein und meine Signale ernst zu nehmen.

Der Kontakt zu meiner inneren Erlaubnis

Was mir geholfen hat, war der Kontakt zu meiner inneren Erlaubnis. Ich habe mich hingesetzt und einen Brief geschrieben. Einen Brief von meiner Erlaubnis an mich. Die Erlaubnis hat mich gesehen, wie ich bin. Sie hat mich ernst genommen, mir Verständnis entgegengebracht und mir erlaubt zu sein, und zwar so zu sein, wie ich gerade bin.

Sie hat ganz behutsam und liebevoll geschrieben, dass ich mir für die Aufarbeitung alle Zeit der Welt nehmen kann, die ich brauche und sie hat mir erlaubt, alle Hilfe in Anspruch zu nehmen, die mir dienlich ist.  Sie hat Ja zu mir gesagt und meinte, dass alles gut werden wird, egal wie es wird.

Deine Erlaubnis für dich

Wie sieht es bei dir aus?

Gibt es etwas in deinem Leben, dass du nur schwer annehmen kannst? Etwas, dass dir schwerfällt zu erlauben, es dir jedoch vollkommen dienlich wäre es zu tun?

Dann nimm dir doch mal ein paar Minuten Zeit und schreibe dir selbst einen Brief. Einen Brief von deiner Erlaubnis an dich.

 Bildnachweis: Eigene Aufnahme von Tatjana Kowalski

Tatjana Kowalski

Tatjana Kowalski

Telefon: +31627928827
Kontakt aufnehmen

Keine Beiträge mehr verpassen